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Rust fliegt, Genscher strahlt

■ Sportflieger Rust vom Obersten Sowjet begnadigt Prämie für Genschers Kurs in der Abrüstungspolitik

Berlin (taz) - Vierzehn Monate nach der Landung auf dem Roten Platz hat das Präsidium des Obersten Sowjet jetzt den Sportflieger Rust begnadigt. Spätestens seit dem Besuch Weizsäckers war die Freilassung Rusts gewissermaßen Prämie deutsch-sowjetischer Diplomatie.

Die Überraschende Entscheidung des Obersten Sowjets sieht allerdings im Nachhinein nicht so überraschend aus: Genscher hatte nach seinem Moskau-Besuch zum Fall Rust vielsagend erklärt, „wir halten Schweigen für das Nützlichste“.

Der Termin der Freilassung ist freilich nicht ohne innenpolitische Pikanterie: Genscher, der immer die Unterstützung der sowjetischen Abrüstungspolitik gefordert hat, bekam die Prämie. Jedoch kehrte Genscher eben nicht Hand in Hand mit Rust zurück, so daß man die Freilassung auch als Good-Will-Geste für den Kohl-Besuch im Oktober sehen kann. Allerdings kann Kohl nun nicht mehr auf einen prestigeträchtigen 'Bild'-fähigen Erfolg rechnen. Die sowjetische Regierung hat mit dieser Geste klargemacht, daß es im Oktober nicht um Gesten, sondern um wirkliche Verhandlungsergebnisse geht.

Die bundesdeutschen Parteien - abgesehen von der FDP reagierten eher perplex, obwohl Schewardnadse schon in den Vorgesprächen zum Genscher-Besuch von einem baldigen Termin der Freilassung gesprochen hatte. Die CDU betont das Humanitäre, die SPD warnt vor neuerlichem Übermut jugendlicher Flieger, und die Grünen scherzen verkrampft. Die sowjetische Regierung hatte sich bemüht, Schlagzeilen zu vermeiden. Der Gnadenerlaß wurde nur im TASS-Inlandsdienst gemeldet.

KH

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