GERÄUSCHKULISSE

■ Statt Musik: „Can Can Court“ im Garten des Literaturhauses

Wer hat das nicht in frühester Jugend gemacht. Zwei leere Konservendosen mit einem Draht verbunden und dem Partner mittels dieser einfachen Übertragungsmethode was ins Ohr gebrüllt, bis man nach mehr oder weniger kurzer Zeit den Spaß daran verloren hatte, weil sich die Erkenntnis durchsetzte, daß man auch ohne diese technische Errungenschaft miteinander sprechen konnte?

Zwei sehr ernsthafte mittelalterliche Männer, Paul Panhuysen und Johan Goedhart, sind allerdings seit sechs Jahren damit beschäftigt, die physikalischen Eigenschaft des Objekts jugendlichen Forschungsdrangs weiterzuentwickeln. So heißt es im Pressetext: “...sie schaffen 'String Installations‘, bei denen sie versuchen, eine Synthese aus den unterschiedlichsten Kunstbereichen herzustellen. Sie beziehen Aspekte des Figürlichen, der Architektur, Improvisation und Performance und musikalische Komposition in ihre Arbeiten ein.“

Aus den zwei kleinen Konservendosen sind bei ihnen im Garten des Literaturhauses zwölf derjenigen für Großverbraucher geworden, die mit verschiedenen „gestimmten“ Drähten von der Brandmauer über das Feuchtbiotop hinweg bis in die gegenüberliegenden Büsche am Boden reichen. Hörte man nichts, so sähen die beiden Herren schon ulkig aus, wie sie nun eine Stunde lang zwischen den Dosen die Drähte zu Klingen, Summen, Brummen Kreischen, Quietschen und Singen bringen. Denn man muß schon genau hinsehen, daß man die Drähte überhaupt erkennen kann, die sie vor allem durch Daumendruck und Händezug in Schwingungen versetzen. Man muß mithin die Stunde in stoischer Gelassenheit verbringen, um sich nicht von den nichtsnutzigen Gartengästen irritieren lassen, die das alles gar nichts angeht, die mit ihrer Literatur am Nebentisch lauthals hausieren gehen, die lesen, reden, quatschen, begrüßen mit Küßchen hier und Küßchen da, die also nicht weiter gestört sind durch die beiden Tonwerfer, die sich so ernsthaft damit beschäftigen, hin und her zu gehen in immer weiter gestreckter Haltung, je höher die Drähte reichen und wieder um so gebückter, je näher sie dem Buschwerk kommen, um von dort aus wieder in kontrollierter Ekstase tatsächlich Töne gegen die Brandmauer zu werfen, die sozusagen an die Umwelt verschwendet werden, sind sie doch weder willens noch in der Lage, diese wieder aufzufangen.

Die Stattmusik ist voller Skurilitäten, ernsthaft!

Qpferdach