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Jordanien entläßt Palästinenser

■ In der Westbank werden Beamte pensioniert und Angestellte entlassen / Führer der Intifada begrüßen Trennung von Jordanien / PLO-Zentralrat äußert sich zurückhaltend zur Trennung / Israelische Rechte fordert Annexion des Westjordanlandes

Amman/Jerusalem (afp/ap) - Jordanien hat am Donnerstag beschlossen, seine palästinensischen Staatsbeamten in den von Israel besetzten Gebieten in den Ruhestand zu versetzen. Bei rechten Israeli wuchs unterdessen die Befürchtung, daß die PLO das von Jordanien geschaffene politische und rechtliche Vakuum im Westjordanland füllen und eine Exilregierung bilden könnte. Alle Beamten, „die in der Verwaltung und den offiziellen Organen“ der israelisch besetzen Gebiete arbeiten, sollen vom 16.August an pensioniert und die Angestellten entlassen werden, hieß es in einem Kommunique des jordanischen Ministerrats. Die rund 5.200 Palästinenser, die bereits vor der israelischen Besetzung im Juni 1967 im Westjordanland gearbeitet haben, sollen Renten erhalten.

Die Führer des palästinensischen Aufstands in den israelisch besetzten Gebieten haben den Verzicht Jordaniens auf das Westjordanland begrüßt. In am Mittwoch verbreiteten Flugblättern wurde König Hussein für seine Entscheidung gelobt, da er damit die Stellung der PLO als einzige rechtmäßige Vertreterin des palästinensischen Volkes stärke. Die Trennung sei „eine der wichtigsten Errungenschaften der Erhebung“.

Weit zurückhaltender hat sich gestern der PLO-Zentralrat geäußert. Hussein habe sich nicht mit der PLO beraten, bevor er die Lösung der „rechtlichen und administrativen Bindungen“ zwischen Jordanien und dem Westjordanland bekanntgegeben habe. Aber die PLO werde ihrer Verantwortung gerecht werden und sei bereit, die besonderen Beziehungen zwischen den Palästinensern und Jordanien auszubauen.

Als „harten Schlag für die Palästinenser“ in den israelisch besetzten Gebieten hat der Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Shamir die Entlassung der Angestellten der jordanischen Behörden im Westjordanland vom 16.August an bezeichnet.

Die israelischen Rechtsparteien befürchten unterdessen, daß der Nationalrat auf seiner nächsten Sitzung die Bildung einer palästinensischen Exilregierung ankündigen könnte, um das juristische Vakuum im Westjordanland zu füllen.

So erklärte Industrie- und Handelsminister, General Ariel Scharon am Donnerstag, König Hussein habe „durch das Zerreißen seiner Bande mit dem Westufer des Jordanlands ein politisches Loch geschaffen, das wir schnellstens füllen müssen, bevor es die feindlichen Kräfte besetzen.“ Die Führer der nationalistischen Techija-Partei forderten Ministerpräsident Jitzhak Shamir zur Annexion des Westjordanlands auf.

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