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NDR sendet mit Pausen

Gestern streikten Hunderte für drei Stunden beim Hörfunk / Erstmals auch Redakteure dabei / NDR legt neues Angebot vor / RFFU-Chef Bräutigam bezeichnet Vorschlag als nicht ausreichend  ■  Aus Hamburg Axel Kintzinger

Die Streikwelle beim Norddeutschen Rundfunk hat gestern eine neue Dimension bekommen. Mehrere hundert Beschäftigte legten für insgesamt drei Stunden die Arbeit nieder. An dem Ausstand waren erstmals auch Redakteure beteiligt. Schwerpunkt der gestrigen Warnstreiks war der Hörfunkbereich. Ab 10.30 Uhr ging auf den Wellen NDR II und NDR III nichts mehr. Die Programmverantwortlichen konnten die entstandenen Löcher mit Sendungen aus der Konserve nur notdürftig stopfen.

Während sich nach Angaben der Gewerkschaft Rundfunk-Fernseh -Film-Union (RFFU) in Hamburg mehr als 100 Mitarbeiter am Warnstreik beteiligten, legten im Landesfunkhaus Hannover 200 Beschäftigte die Arbeit nieder. Damit fiel auch das Programm von NDR I in Niedersachen aus. Nach einer kurzen Sendepause versuchten die Programmverantwortlichen in Hannover die Service-Welle NDR II auch auf der Frequenz des niedersächsischen Regionalprogramms NDR I laufen zu lassen. Was sie nicht wußten: Auch NDR II wurde in Hamburg kurz darauf bestreikt, so daß die niedersächsischen Radiohörer prompt in den Genuß einer zweiten Sendepause kamen - sofern sie nicht den Privatsender 'radio ffn‘ eingeschaltet hatten und sich dort über die Streikmaßnahmen informieren ließen.

Ein am Morgen vom NDR vorgelegtes, neues Angebot wurde am Nachmittag von der gewerkschaftlichen Tarifkommission im Funkhaus Hamburg heiß diskutiert. RFFU-Chef Volker Bräutigam bezeichnete die Vorlage als nicht ausreichend, um sich heute zu einer „echten Verhandlungsrunde zusammenzusetzen“. Der Vorschlag unterscheide sich „weder von der Struktur noch vom Volumen her wesentlich“ von bisherigen Angeboten. Diese Einschätzung wurde von einem NDR-Sprecher gegenüber der taz bestätigt: „Der Spielraum für Weitergehendes ist halt sehr knapp“.

Die RFFU überlegt sich nun, bei einer weiteren Eskalation der Tarifauseinandersetzung eine kombinierte Form des Warnstreiks von Redakteuren und Technikern anzuwenden eventuell bis zum totalen Sendeausfall. Kommentar auf Seite 4

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