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Sowjets kämpfen weiter um Kabul

■ Verteidigungsring um die afghanische Hauptstadt ausgedehnt / Schewardnadses Überraschungsbesuch beendet / Inzwischen über 20.000 sowjetische Truppen abgezogen

Kabul (dpa) - Die sowjetische Armee hat offenbar den Verteidigungsring um die afghanische Hauptstadt Kabul wieder ausgedehnt. Wie am Sonntag aus diplomatischen Kreisen in Kabul verlautete, sei dies als Reaktion auf verstärkte Raketenangriffe afghanischer Rebellen geschehen. Der militärische Ring soll verhindern, daß die weitreichenden Raketen der Mudschahedin die afghanische Hauptstadt erreichen. Trotz dieser Maßnahme haben aber in der Nacht zum Sonntag wieder mehrere Raketen Kabul getroffen. Wie Augenzeugen berichteten, wurden mehrere Menschen verletzt. Ende Juli waren in Kabul etwa 150 Raketen in einer Woche eingeschlagen.

Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse versicherte der afghanischen Regierung zum Abschluß seines Überraschungsbesuchs in Kabul, daß die Sowjetunion ihre Politik der nationalen Aussöhnung in Afghanistan fortsetzen will. Beide Seiten betonten am Sonntag, es gebe „völlige Übereinstimmung in allen erörterten Fragen“.

Die Sowjetunion hat inzwischen ihren Truppenrückzug aus Afghanistan fortgesetzt. Westliche Diplomaten bestätigten, daß mehr als 20.000 sowjetische Soldaten abgezogen worden seien, um das Genfer Afghanistan-Abkommens vom April zu erfüllen. Der Vertrag zwischen Pakistan und Afghanistan verlangt, daß bis zum 15.August die Hälfte der auf etwa 115.000 Soldaten geschätzten sowjetischen Truppen das Land verlassen haben muß. Der Rest solle bis zum 15.Februar abziehen. Nach Angaben eines sowjetischen Sprechers haben die Sowjets 18 von 29 afghanischen Provinzen verlassen. In den nächsten neun Tagen würden weitere 20.000 bis 22.000 Soldaten zurückkehren. Die Sowjetunion hatte Afghanistan 1979 besetzt.

Zwischen der Sowjetunion und Pakistan ist es unterdessen am Sonntag zu einer Kontroverse gekommen. Außenminister Eduard Schewardnadse hatte Pakistan in Kabul vorgeworfen, den „internationalen Terrorismus“ gegen Afghanistan zu unterstützen, indem es die Rebellen schütze und US -amerikanische Waffen weiterleite. Der pakistanische Außenminister Sahahzada Yakuh Khan wies diesen Vorwurf zurück. Sein Land habe in dem Genfer Afghanistan-Abkommen nicht zugesagt, seine Sympathien für die Mudschahedin zu beenden.

Pakistan bestätigte am Sonnabend, einen Jagdbomber abgeschossen zu haben, der von Afghanistan aus in den Luftraum Pakistans eingedrungen sein soll. Das pakistanische Verteidigungsministerium ließ offen, welcher Nationalität das Flugzeug war. Der Vorfall habe sich bereits am vergangenen Donnerstag ereignet.

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