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Fernsehen im Fluß

■ SPD-Abgeordneter will „evtl.“ RB-Fernseh-Chef werden

Der Bremer CDU-Vorsitzende Bernd Neumann wußte es mal wieder schon ganz genau: Neuer Fernsehdirektor bei Radio Bremen will ein Mann aus dem Bremer Genossenfilz werden - der SPD -Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Fluß. Und Neumann hatte auch gleich eine Meinung zu Fluß‘ möglichen Absichten: „Dann könnte ich ebenso gut Fernsehdirektor werden, denn ferngesehen und über Ferngesehnes geredet habe ich auch schon öfters.“

Manfred Fluß (44), seit 17 Jahren Bürgerschaftsabgeordneter und seit Jahren „Medienexperte“ der SPD-Fraktion bestätigte gestern, daß er sich „sehr ernsthaft überlege“, sich auf den 12.000-Marks-Posten zu bewerben. „Auf jeden Fall halte ich mich für qualifiziert“.

Gemeinsam mit Neumann gehört Fluß zu den dienstältesten im RB-Rundfunkrats-Mitgliedern, sitzt außerdem in allen medienpolitischen SPD-Gremien und gehört seit acht Jahren dem ARD-Programmbeirat an. Daß der gelernte Mathematiker Fluß noch nie journalistisch gearbeitet hat, hält er selbst für keinen Hinderungsgrund einer Kandidatur. „Als Programmdirektor muß ich keine Fernsehspiele mit Niveau machen, sondern anderen Niveau ermöglichen. Die dazu notwendige medienpolitische Erfahrung traue ich mir sowohl für Radio Bremen als auch für die ARD insgesamt zu.“

Mehr Kopfzerbrechen als eigene Minderwertigkeits-Komplexe machen Fluß mögliche andere Vorwürfe: Zum Beispiel, daß ein ausgewiesener Parteipolitiker schlecht an der Spitze eines unabhängigen Fernsehprogramms stehen könne. Oder: Er wolle auf der kurzen sozialdemokratischen Filzschiene den eigenen Aufstieg organisieren. „Da würde ich eine Bewerbung auch von der öffentlichen Diskussion abhängig machen und auf keinen Fall gegen den geschlossenen Widerstand des Senders antreten.“ Von dort will Fluß aber eher ermutigende Hinweise bekommen haben. Am 17. August soll der Rundfunkrat über die Stellen-Ausschreibung entscheiden.

K.S.

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