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Hör-Funken: "Ein Traum von Europa.Nachlese zum Berliner Kongreß"/"Die Brücke am Lipper Ley"

(„Ein Traum von Europa. Nachlese zum Berliner Kongreß“, Deutschlandfunk, 2005 - 2100) Nachdem die vergangenen Jahrzehnte schon viele geographische Träume in den schlummernden Köpfen erzeugt hatten - die Kette reicht vom star-spangeled-dream vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ bis zum Traum des „Eigenheims mit Garten im Grünen“ - hat es in der Traumsaison 1988 Europa erwischt, und da ein veritabler Traum immer zum Kongreßthema taugt, kann Christian Linder Nachbetrachtungen zum ersten Kongreß anstellen, bei dem in Berlin europäische Intellektuelle erklärtermaßen träumten und nicht etwa tanzten. Für westeuropäische Intellektuelle dürfte dieser Traum eher modische Traumstation unter vielen anderen sein, während für die osteuropäischen Kollegen - animiert vom edlen Perestroika-Ritter Gorbatschow - die Idee Europas „geradezu subversive Bedeutung“ (Susan Sontag) hat. Vielleicht gebietet Herr Linder über die Techniken der Traumdeutung, so daß zu erfahren ist, was dieser Sommerlochtraum enthält.

(„Die Brücke am Lipper Ley“, Hörspiel, NDR 1, 2100 - 2200) Erich Loest, Ex-DDRler und Ex-Bautzener, phantasiert um ein gesamtdeutsches Schilda herum, das - wie soll es anders sein - plötzlich zum Nabel der Welt wird. Der Bürgermeister von Hermeskirchen (West) hat den Bauauftrag fürs Dorfklärwerk an die Bau-Union aus Magdeburg (Ost) vergeben. Zwar ein Konfliktfall der Konkurrenz zwischen Plan- und Marktwirtschaft, für die Staatssicherheitsstellen in Ost und west aber nur ein Routine-Fall. Leider bricht auf dem Weg zur Baustelle die ohnehin schon altersschwache Brücke über dem Hermannsbach unter den Genossen Bauarbeitern zusammen, und während zwischen Ost und West noch gestritten wird, wer die Brücke zu reparieren hat, mischen sich schon andere Mächte ein, und die Hermannsbrücke wird zum west-östlichen Politikum. Auch ein Traum von Europa.

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