: Feuerpause am Golf in zehn Tagen
■ UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar setzt Beginn der Waffenruhe für 20.August an / Ab 25.August in Genf direkte Friedensverhandlungen zwischen Iran und Irak / Iran bietet sofortigen Stopp aller Militäroperationen an / Freudenfeuerwerk in Bagdad
New York (ap) - Fast acht Jahre nach dem Ausbruch des Kriegs am Persischen Golf sollen die Waffen schweigen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Perez de Cuellar, kündigte am Montag abend in New York den offiziellen Beginn des Waffenstillstands für den 20.August 07.00 Uhr Golf-Zeit (05.00 Uhr MESZ) an. Am 25.August sollen in Genf unter der Schirmherrschaft der UNO direkte Friedensverhandlungen zwischen Iran und Irak beginnen. Irans Außenminister Ali Akbar Welajati sagte in New York, sein Land sei bereit, Forderungen des Generalsekretärs und der Weltöffentlichkeit nachzukommen und ab sofort auf alle Militäroperationen zu verzichten. Der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA erklärte er, man werde aber nicht zögern, auf etwaige irakische Militäraktionen zu antworten.
Die Vereinbarungen sehen vor, daß beide Länder gemäß Resolution 598 des Weltsicherheitsrats ihre Truppen hinter die alten Grenzen zurückziehen. Es geht vor allem um den Verlauf der Grenze am Shatt al-Arab, dem Zusammenfluß von Euphrat und Tigris, der den einzigen Zugang Iraks zum Meer darstellt. Um die Verschiebung dieser Grenzen ist sieben Jahre und zehn Monate lang erbittert gekämpft worden.
Der Krieg hat zwei Jahre länger gedauert als der Zweite Weltkrieg. Man schätzt die Gesamtzahl der Toten und Verwundeten auf mindestens eine Million, die Kriegskosten auf 400 Milliarden US-Dollar (über 700 Milliarden Mark). Die Wirtschaft der zwei vom Erdölexport abhängigen Länder ist weitgehend ruiniert, der Golf, ein flaches Binnengewässer, ist hoffnungslos verschmutzt als Folge des „Tankerkriegs“, in dem fast 100 Schiffe versenkt oder zerstört und mehrere hundert andere beschädigt worden sind.
Der Sicherheitsrat war für Dienstag erneut einberufen, um die Schaffung einer aus 350 Mitgliedern bestehenden, unbewaffneten Beobachtertruppe zu genehmigen, die den Waffenstillstand und den Truppenrückzug überwachen soll. Perez de Cuellar schätzt die Kosten für die ersten sechs Monate auf 74 Millionen Dollar.
Die Nachricht von der Einigung wurde von der Bevölkerung in Bagdad und Teheran unterschiedlich aufgenommen. In Bagdad tanzten Menschen in den Straßen, Feuerwerk erhellte den Himmel. Zehntausende von Schüssen wurden in die Luft abgegeben. Rundfunk und Fernsehen riefen dazu auf, „den von Irak errungenen großen Sieg zu begehen“, und kündigten dreitägige Feiern an. In Teheran wurde eher stille Erleichterung spürbar, gemischt mit Zweifeln, daß der Friede wirklich von Dauer sein werde.
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