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Streit um Straßenbahnpreise

■ Bernd Meyer: Fahrpreiserhöhung zum 1.10. sinnvoll / Dittbrenner: Völlig unrealistisch

„Bei uns wird der öffentliche Personennahverkehr hoch gehandelt. Aber ich glaube nicht, daß sich die Senatorin aus dem Fenster hängt“, glaubte gestern Lutz Ritzel, Specher von Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte zu wissen. Er hat recht. Während die SPD-Fraktion und Innensenator Bernd Meyer, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Bremer Straßenbahn AG, die Auseinandersetzung über eine Fahrpreiserhöhung öffentlich führen, hält sich BSAG -Aufsichtsratsmitglied Lemke-Schulte aus der Diskussion völlig heraus. Für die taz war sie nicht zu sprechen.

Zum Verfechter des öffentlichen Personennahverkehrs macht sich derweil der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner: „Ich lege Wert darauf, daß im Zusammenhang mit den Fahrpreiserhöhungen über Verbesserungen beim ÖPNV insgesamt diskutiert wird“, so Dittbrenner gestern. Bevor Fahrpreiserhöhungen beschlossen würden, müsse erst eine intensive politische Diskussion geführt werden.

Am Dienstag hatte eine Arbeitsgruppe der Fraktion vorgeschlagen, den Preis für die Bremer Karte statt wie ursprünglich vorgesehen auf 45 Mark lediglich auf 44 Mark zu erhöhen. Statt dessen, so der Vorschlag, sollten die Preise für Einzelfahrscheine von 2,50 auf 2,80 Mark angehoben werden, also um 20 Pfennig mehr als ursprünglich vorgesehen. Vorschlag der Arbeitsgruppe zum Zeitpunkt der Tariferhöhung: der 1.Oktober.

Dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Nahverkehr und Straßenbahn-Direktor in spe, Reinhard Barsuhn, sind jedoch inzwischen prinzipielle Bedenken gekommen. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sei die Erhöhung zum 1. Oktober zwar sinnvoll, grundsätzlich spreche jedoch eine ganze Menge gegen teurere Buskarten. „Wir werden gefragt, was habt ihr in den letzten Jahren für den ÖPNV gemacht. Da kann nur auf die Anschaffung der behindertengerechten Busse verwiesen werden. Und das ist auch nur eine Ersatzbeschaffung.“ Es sei die Frage, ob das angekündigte Nachtliniennetz als Beweis für Verbesserungen bei Bus und Bahn ausreiche.

Niedrigflurbusse und Nachtlinie sind für den Aufsichtsratsvorsitzenden der BSAG, Bernd Meyer, Beweis genug, daß der ÖPNV weiterentwickelt wird. Für Meyer kommt eine „Leistungsverdünnung“, etwa dadurch, daß Bus und Bahn seltener fahren, nicht in Frage. Da die BSAG ein hochrationalisierter Betrieb sei, könne auch bei den laufenden Kosten nicht mehr gespart werden. Demgegenüber stünden wachsende Kosten. Die 50 Millionen Mark Verluste, die das Unternehmen 1987 gemacht hätte, würden 1988 auf 60 Mio Mark ansteigen. Für die folgenden Jahre geht Meyer davon aus, daß jährlich weiter fünf Mio Mark Minus hinzukommen. Aber auch Meyer hat Zweifel, ob sich das erhöhte Fahrgastaufkommen, das die BSAG seit Einführung der Bremer Karte erreicht hat, halten läßt. Trotzdem bleibt er dabei: „Ich halte eine Fahrpreiserhöhung zum 1. Oktober für den richtigen Weg.“ Dazu Dittbrenner: „Das ist völlig unrealistisch. Ich schließe es nicht aus, daß das Ganze kippt.“

hbk

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