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„Das riecht nach Schleswig-Holstein“

Interview mit Marco Hennig, stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union  ■ I N T E R V I E W

taz: Sie haben in einem Brief an Gunnar Sohn von „Machenschaften und Morast“ gesprochen, in den Sie nicht hineingezogen werden möchten. Deswegen sind Sie von der Südafrika-Reise zurückgetreten. Wir haben den „Morast“ jetzt in unserer Zeitung beschrieben. Wußten Sie davon?

Hennig: Mir waren einige Sachen zu Ohren gekommen, die aber nicht beweisbar waren. Insofern hab ich mich da zurückgehalten. Nach diesen Berichten scheinen sich die Sachen, die ich nur schemenhaft mitbekommen habe, offensichtlich bestätigt zu haben. Das hat mich sehr erschreckt.

Was für Konsequenzen fordern Sie?

Nun, ich kann das alles zwar nicht selbst bestätigen, aber dementieren kann ich es auch nicht mehr. Die Beteiligten müssen Rechenschaft ablegen...

... Heißt das, Sie fordern eine persönliche Erklärung von Gunnar Sohn?

Wenn Sohn aus Südafrika zurück ist, werde ich ihn und die anderen Beteiligten fragen, was sie damit zu tun haben, um endlich Klarheit zu bekommen.

Ein inhaltlicher Umgang mit dem Problem des Rechtsradikalismus scheint in der JU nicht zu existieren. Es geht offenbar nur um Taktik und Machterhalt.

Das Problem ist, daß das offenbar nur als Vorwand, als Mittel benutzt wird, um sich einiger Leute zu entledigen. Daß dann in der Öffentlichkeit das pauschale Bild der rechtsextremen JU entsteht, ist leider die logische Folge.

Ein Mitglied der CDU und der JU war als Saalschützer bei der rechtsextremen DVU. Was passiert jetzt mit dem?

Das ist ein ganz starkes Stück. Dagegen kann ich mich nur verwahren. Es ist jetzt ein Brief an ihn raus, damit er sich zu den Vorwürfen äußert. Außerdem wird ein Ausschlußverfahren gegen ihn beantragt werden. Solche Leute müssen ganz schnell von der Bildfläche verschwinden, das kann sich die JU weißgott nicht leisten.

Sie gehören nicht zum Reformflügel, sondern zur konservativen Fraktion. Trotzdem grenzen Sie sich von der Beton- Riege ab.

Wir sind der größte Jugendverband Berlins. Einen solchen Zustrom kann man nur weiter aufrecht erhalten, wenn Politik Spaß macht und nicht mit Methoden gearbeitet wird, wie sie hier geschildert wurden. Entwicklungen, wie sie in Schleswig Holstein gelaufen sind, müssen im Keim erstickt werden...

... Sie vergleichen das selbst mit der Barschel -Affäre?

Wenn das alles stimmt, riecht das sehr nach Schleswig Holstein. Bei aller sachlichen Härte in der Auseinandersetzung darf die politische Fairness nicht außer Acht gelassen werden.

Die Landes-CDU schweigt bisher.

Sobald das etwas klarer ist, muß die CDU-Führung in Berlin dazu Stellung beziehen.

Interview: C.C. Malzahn

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