: Roma-Kinder-betr.: "Tieflader sollen den Roma Beine machen", taz vom 29.7.88
betr.: „Tieflader sollen den Roma Beine machen“, taz vom 29.7.88, Seite 9
Daß ein städtisches Projekt wie das Projekt Roma-Kinder der Stadt Köln in der öffentlichen Diskussion unterschiedlich bewertet wird, ist weder überraschend noch verwerflich. Allerdings ist es unter dem Gesichtspunkt der Veröffentlichung durch eine Zeitung wie der Ihren erstaunlich und läßt die journalistische Gründlichkeit der Recherche vermissen, wenn Meinung und Wissen von Dritten über einen ihnen wenig vertrauten Gegenstand - in diesem Fall das benannte Projekt - als Fakten dargestellt werden. Es wäre Herrn Holland-Letz bei intensiverem Bemühen vielleicht doch möglich gewesen, die Arbeit des Projektes selbst zu recherchieren, um für den in seinem Artikel ausgewiesenen „Feigenblattcharacter“ auch konkrete Belege nachweisen zu können. Oder aber auch das Wissen eines Dritten: „seit drei Monaten ist jede pädagogische Arbeit eingestellt“ von der Subjektivität dieser Wahrnehmung zu befreien und betroffene Pädagogen selbst zu befragen, wie sie denn in den drei Monaten ihrer Untätigkeit ihre Zeit verbringen.
Vielleicht wäre ein Journalismus, der sich mit Inhalten auseinandersetzt und diese zur öffentlichen Diskussion stellt, hilfreicher, um Auswege und Perspektiven aus einer schwierigen Situation aufzuzeigen, statt mit Urteilen, die sich auf scheinbarem Wissen begründen, Unbeteiligte zu verwirren.
Ute Wiegmann, Köln 1
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen