: Panamas graue Eminenz ist tot
Rechtsnationalist Arnulfo Arias, der dreimal weggeputschte Präsident, starb in Miami ■ P O R T R Ä T
Arnulfo Arias Madrid wollte als Präsident von Panama aus dem Leben scheiden. Jetzt ist er, wenige Tage vor seinem 87.Geburtstag, in Miami einem Herzversagen erlegen - neun Monate vor den nächsten Präsidentschaftswahlen.
Seine rechtsnationalistische “ Authentisch Panamaische Partei“ (PPA) ging aus den Wahlen 1984 mit fast 35 Prozent als die stimmenstärkste hervor. Insgesamt aber unterlag die Oppositionsallianz ADO, an der sich die PPA beteiligte, der Regierungskoalition UNADE - allerdings äußerst knapp: 2.000 Stimmen sollen den Ausschlag für den Sieg der UNADE gegeben haben. Wenn diejenigen recht haben, die der Regierung Wahlbetrug vorwerfen, dann hätte Arias als Staatschef sterben müssen.
Keiner hat dieses Amt in Panama so oft bekleidet, wie der Sproß einer mittleren Viehzüchterfamilie. Und keiner ist so oft aus dem Regierungspalast geputscht worden. Zuletzt im Oktober 1968, nach nur elf Tagen im Amt, als die Nationalgarde die Macht übernahm und unter der Führung des populären General Omar Torrijos eine Periode nationalistischer Reformen einleitete. Seit damals lebte der greise Politiker im freiwilligen Exil in Miami.
Im Laufe seiner langen Politkarriere war Arias einer der größten Kaffeebarone des Landes geworden. Bei seinem wirtschaftlichen Aufstieg mögen ihm die großzügigen Geschenke des US-Multi Fruit Company geholfen haben, die er gegen die Forderungen der Bananenarbeiter in Schutz nahm. Für Arias waren die Gewerkschafter allesamt kommunistische Agitatoren. Sein Herz schlug damals für die Ideen Hitlers und Mussolinis.
Bereits 1932 wollte Arias Staatspräsident werden. Damals noch mit Hilfe der Armee - doch vergeblich. Sein Ziel erreichte er 1940 schließlich doch - auf dem Weg von Wahlen. Kaum an der Macht, führte Arias, der sich bis zu seinem Tod gern auf Deutsch mit „Führer“ oder in der Sprache der Cuna -Indianer mit „Sahila“ anreden ließ, die nationalsozialistische Rassengesetzgebung ein und enteignete die jüdischen Geschäftsleute im Land. Als er die Abhängigkeit von den USA durch Einführung einer eigenen Währung vermindern wollte, wurde er 1941 mit Rückendeckung der USA kurzerhand weggeputscht. Auch seine zweite Präsidentschaft, die er nach einem umstrittenen Wahlsieg 1949 antrat, wurde 1951 nach kaum zwei Jahren durch die damals noch stramm US-freundlichen - Militärs beendet.
Arias war einer der großen Caudillos ohne politisches Programm konnte er die Massen begeistern. Er hatte sich zuletzt alle Optionen offen gelassen und sich weder auf seiten der bürgerlichen Opposition engagiert, noch auf seiten der faktisch von Armeechef Noriega eingesetzten Regierung eine Allianz angeboten. Eine Koalition mit ihm wäre vermutlich der Schlüssel zum Wahlsieg im nächsten Frühjahr gewesen. Mit Arias‘ Tod ändert sich das politische Panorama in Panama. Jetzt ist keiner mehr da, der die in drei rivalisierende Fraktionen gespaltene Partei vor dem Zerfall bewahren kann, und keiner mehr, der sich zumindest vorübergehend als Integrationsfigur der Opposition anböte.
Ralf Leonhard
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen