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Aufgepaßt

■ Die Grundkreditbank sichert dein Einkommen

Die taz-LeserInnen haben es schwer. Die von Finanzminister Gerhard Stoltenberg verhängte Quellensteuer droht das Jahreseinkommen brutal unter die 100.000-Mark-Grenze zu zerren. Die neue Armut wollen wir schließlich nicht selbst erleiden müssen. Und das bißchen Geld ins Ausland zu geleiten, macht ja doch einige Mühe.

Da kommt das Angebot der Grundkreditbank gerade recht. Will sie doch etwas gegen die Kapitalflucht tun. Immmerhin landete nach den Ankündigungen Gerhard Stoltenbergs, dem großen Klaren aus dem Norden, 50 Milliarden Mark auf ausländischen Konten, vonehmlich in Luxemburg. Ausgestattet mit einem Kundenstamm, der in der Regel nicht auf Kredite, sondern auf Zinsen steht, geht man dort nun in die Offensive. Das Drei-Prozent-GKB-Sparbuch, quellensteuerfrei und mit gesetzlicher Kündigungsmöglichkeit, kommt ab Montag auf den Markt.

„Das können wir nur bringen, weil unsere Verwaltung so kostengünstig arbeitet. Wir sind enorm ökonomisch: Jeder Mitarbeiter betreut doppelt soviele Kunden wie bei anderen Banken“, sagt Jürgen Bostelmann, Vorstandsvorsitzender der Berliner Genossenschaftsbank stolz. (Ob der gute Herr eigentlich den Kern dieser Aussage erkennt?) Unter Verzicht auf die Quellensteuerfreiheit können wir für eine vereinbarte Mindesteinlage von 100.000 Mark (GKB-Rendite -Sparbuch) immerhin 4 Prozent einsacken. Jährlich.

Außerdem bleibt ein gewisses soziales Niveau gewahrt. An der ersten selbstverdienten Mark hat die Grundkreditbank kein Interesse. „Kleinsparer rechnen wir nicht zu unserem potentiellen Kundenstamm“, sagt Jürgen Bostelmann und fügt hinzu, daß die Bank mit diesem Angebotspaket „einen Zuwachs von etwa 100 bis 150 Millionen Mark“ erwarte.

Wie es denn um die Steuerehrlichkeit der Anleger stehe, wollen einige Wirtschafts-Chronisten vom Chef-Banker wissen. „Wir gehen davon aus, daß alle unsere Kunden ehrlich ihre Steuern zahlen. Der Gesetzgeber hat jedoch mit der Möglichkeit zum quellensteuerfreien Sparkonto, Tricksern Tür und Tor geöffnet.“ Und: Wie es denn um eine Quellensteuererhöhung in den nächsten Jahren stehe? Bostelmann: „Das ist bei den Bürgern, Wählern und Sparern wohl nicht durchsetzbar. Mehr als zehn Prozent, nein, das wird niemals gehen.“

Holger Schacht

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