Gespalten gegen Rechts

■ Streit um die antifaschistische Kulturwoche „Radikal gegen Rechtsradikal“, die in Bremerhaven geplant ist

„Unsere Stadt: Radikal gegen Rechtsradikal“: Ein Motto für die in Bremerhaven geplante antifaschistische Kulturwoche zu finden, war nicht leicht, denn das Spektrum der beteiligten Gruppen und Instituionen ist so groß wie selten zuvor bei einer kulturpolitischen Initiative. „Arm in Arm“ präsentierten sich am Freitag auf der ersten Pressekonferenz zur Ankündigung des Großunternehmens Sprecher von Kirche, Gewerkschaft, freien Kulturgruppen, Arbeitnehmerkammern und Magistrat. Insgesamt 35 Vereine, Gruppen und Institutionen bereiten 43 Veranstaltungen für die erste Septemberwoche vor, die sich im wesentlichen auf zwei Stadtviertel konzentrieren: Grünhöfe und Lehe, wo die Spannungen zwischen deutschen und ausländischen Bevölkerungsgruppen am größten sind und die DVU bei den letzten Landtagswahlen überdurchschnittlich viele Stimmen erhalten hatte. Zwar wüden kulturelle Angebote nicht an den Ursachen dieser Entwicklung rütteln, meint Kulturdezernent von Hassel, dennoch könnten sie einen Beitrag leisten zur Abwehr rechtsradikaler Tendenzen. „Fremdenhaß muß man da beseitigen, wo er auftritt“, sagt Albrecht Willer, verantwortlich für „kulturelle Breitenarbeit“ im städtischen Kulturamt und Sprecher der VVN, auf deren Vorschlag die gemeinsame „Kultur

offensive“ aus Stadtteilfesten, Konzerten, Theaterabenden, Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen zurückgeht. 15.000 DM stellt die Stadt für das Veranstaltungsprogramm zur Verfügung, je 6.000 DM steuern Arbeiter-und Angestelltenkammer bei.

„Völlig hinauskatapultiert“ - so die Sprecherin der freien Gruppen - hat sich im letzten Moment die Bremerhavener Initiative für Kultur (BIK) um den Stadtverordneten der Grünen, Horst Grützner. Er erhebt dagegen Einspruch, daß ein Teil der Veranstaltungen „in unmittelbarer Nachbarschaft der unmenschlichen Massenunterkünfte stattfinden soll, in denen Roma-Asylbewerber aus Jugoslawien untergebracht sind.“ Bremerhavens DGB-Chef Johann Lüdemann sieht gerade darin eine Chance, während der Festwoche Kontakte zu den Jugoslawen zu knüpfen. Für Grützners kurzfristigen Ausstieg aus der seit Monaten laufenden Vorbereitung zeigte er „größtes Unverständnis“. Nicht anders reagierte die Sprecherin der übrigen freien Initiativen: „Es ist gerade in dieser Stadt ungeheur notwendig, daß alle an einem Strang ziehen.“ Allerdings erwartet sie, daß die Woche in Bremerhavens kulturpolitischem Alltag fortgesetzt wird, die ungewöhnliche Zusammenarbeit nicht auf ein spektakuläres Großprojekt beschränkt bleibt.

hh