Eine gelatscht

■ Prügelbär im Zoo wird nicht bestraft

„Oma, ich gratuliere - du bist Zeuge“, meint trocken der nervenstarke sechsjährige Enkel Robin der Berlin-Besucherin aus Essen. Zusammen mit vielen entgeisterten Zoo-Bummlern sah die 62jährige am Sonnabend nachmittag, wie ein zorniger Braunbär den 23jährigen Tierpfleger Karsten Beyer mit seinen Tatzen bearbeitete und schwer an Hals, Schultern und Rumpf verletzte. Was sie erlebte, kann die Essenerin auch Stunden danach immer noch nicht glauben: „Ich sitze auf einer Bank an dem Spielplatz hinter dem Bärenfelsen, da sehe ich plötzlich, wie ein großer Bär hinter dem Wärter herläuft. Da nehme ich Robin und meine kleine Enkelin Rona und sage 'Kommt, wir gehen hin und gucken mal, wie der Mann mit dem Bären spielt.‘ Zu dem Zeitpunkt wußte ich ja nicht, daß der Mann schon in Not war. Das konnte ich erst erkennen, wie ich zur anderen Seite des Wassergrabens rumkam. Als ich auf der Höhe war, hatte der Wärter sich schon bis zu diesem Graben geflüchtet. Weiter oberhalb stand ein anderer Wärter, der hat immer mit einer großen Schippe auf den Bären eingeschlagen, aber der scheint das gar nicht gespürt zu haben. Dann sind zwei junge Männer über den Zaun bis zum Rand der Brüstung rangelaufen und haben den Mann, der in seiner Verzweiflung ins Wasser gesprungen war, an beiden Armen rausgezogen.“

Den Namen des Übeltäters unter den vier Braunbären auf der Felsenanlage (ältester: Jahrgang 1928, jüngster: Jahrgang 1981) wollte der diensthabende Zoo-Assistent Dr. Peter Rahn indes auch gestern nicht verraten. Rahn: „Dann richtet sich der Volkszorn nachher gegen ein Tier, das im Grunde genommen gar nichts dafür kann, daß ein Mensch einen Fehler gemacht hat.“ Der Tierpfleger habe es nämlich versäumt, genau genug nachzugucken, welche Bären in den Käfigen im Felsen und welche draußen auf der Freianlage davor waren. So sei der Bär überraschend aus einer Luke im Felsen gekommen, als der Pfleger gegen 14 Uhr das Gehege gerade zum Saubermachen betreten hatte. Der Zoo-Assistent: „Da gab es bei dem Tier dann vielleicht eine Schreckreaktion. Wenn Ihnen einer ins Kreuz fällt, drehen Sie sich auch um und latschen dem ein paar. Normalerweise sind Braunbären in der Gefangenschaft aber recht friedlich.“

thok