: IG Metall will Tarifverträge a la carte
■ Tarifpolitiker schlägt nach Unternehmen differenzierte Verträge vor / Gemeinsame Entgelttarife für Angestellte und Arbeiter
Frankfurt (dpa) - Die IG Metall will bei ihrer Tarifpolitik die Unterschiede in den Betrieben stärker berücksichtigen und hat deshalb den Arbeitgebern Tarifverträge „a la carte“ angeboten. Künftig sollten in die Abkommen mehrere Alternativen aufgenommen werden. Daraus könnten sich „Betriebsrat und Arbeitgeber für die besonderen Bedingungen ihres Unternehmens die besten Möglichkeiten auswählen“. Diesen Vorschlag machte gestern der Tarifpolitiker im IG Metall-Vorstand, Klaus Zwickel, in einem Interview mit dpa.
Zwickel erläuterte die neue Linie seiner Organisation am Beispiel der Arbeitszeitverkürzung: In Tarifverträge könnten beispielsweise Gleitzeit, längeres Arbeiten mit anschließendem Freizeitblock, ein Sieben-Stunden-Tag mit gleichbleibendem Beginn und Ende oder mit versetzter täglicher Arbeitszeit aufgenommen werden. „Wir sind sehr wohl für die freie Wahl von Arbeitszeit, aber das setzt solche Regelungen voraus, die im Zweifelsfall auch einklagbar sind.“ Keinen Zweifel ließ der Tarifexperte daran, daß die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich weiterhin Priorität bei der IG Metall habe. Wenn dieses tarifpolitische Ziel erreicht sei, wird der nächste Schwerpunkt nach Ansicht von Zwickel ein gemeinsamer Einkommenstarifvertrag für Arbeiter und Angestellte mit folgenden Eckpunkten sein: Bewertung von Arbeitsaufgaben und -inhalten, eine Eingruppierung der Arbeitnehmer nach Tätigkeit, Qualifikation und Beschäftigungsdauer sowie der Möglichkeit zur Höhergruppierung durch bessere Qualifizierung.
Aber auch dabei sollen die differenzierten Bedingungen der Unternehmen berücksichtigt werden, „ohne den allgemeinen Anspruch von Tarifverträgen zu reduzieren“. In die Tarifverträge müßten Mindeststandards festgeschrieben werden, die dann jeweils in den Betrieben unterschiedlich konkretisiert werden. Im Hinblick auf den kommenden EG -Binnenmarkt sagte Zwickel, die europäischen Gewerkschaften müßten sich rasch auf Mindestforderungen einigen. Dazu gehören die 35-Stunden-Woche, der Erhalt des freien Wochenendes und das Verbot der Sonntagsarbeit sowie eine tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden.
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