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Jansen:Töpfer 1:0

■ Betriebsferien in Brokdorf

Der Konflikt ist da. Die Konstellation ist wunderschön. Günther Jansen, ausstiegswilliger Reaktoraufseher in Kiel, hat amtlich festgestellte Sicherheitsmängel ernst genommen und dem AKW Brokdorf das Licht ausgeknipst. Die Atomgemeinde tobt und schreit Verrat. Und der Aufseher des Aufsehers, Umweltminister Töpfer, weilt fernab im Urlaub.

Jansen, der schlaue Hund, gibt sich ganz rechtsstaatlich. Er hat das Atomgesetz auf seiner Seite, denn dort hat die Sicherheit absoluten Vorrang. Von Energiepolitik und Ausstieg ist bei Jansen keine Rede mehr. Statt dessen: abgerissene Brennelement-Abstandshalter, vagabundierende Blechteile, gebrochene Insonel-Zentrierstifte. Politik mit (lockeren) Schrauben. Aber wer will beweisen, daß die festgestellten Defekte kein Risiko darstellen? Die Sicherheitsmängel sind offenkundig und ihre Untersuchung und Beseitigung das ureigenste Recht der Aufsichtsbehörde, auch wenn dies Stillegung heißt und die millionen durch den Schornstein rauschen.

Brokdorf heißt seit gestern Kalkar. Es ist die Parallele zum Schnellen Brüter, wo sich seit Jahren Bund und Land mit Sicherheitsgutachten bewerfen. Auch in Kalkar wird nur rechtsstaatlich und sicherheitstechnisch argumentiert. Aber jeder weiß, daß es um Politik geht, um die Inbetriebnahme eines Plutonium-Supermarkts. Mit Jansens Vorstoß kommt endlich Spannung auf. Töpfer sitzt in der Bredouille. Traut er sich, Jansen eine Weisung zu schicken? Damit macht er sich endgültig zum Knecht der Atomindustrie und zum Minister für Restrisiko. Der Sieger in jedem Fall: Günther Jansen.

Manfred Kriener

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