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Gruß vom Kerkermeister

■ Keineswegs in selbstlosem Interesse wünscht Botha dem erkrankten Nelson Mandela „gute Besserung“ / Botha redet wieder von Freilassung unter Bedingungen

Johannesburg (dpa/taz) - „Gute Besserung!“ wünschte der südafrikanische Präsident Pieter Botha am Mittwoch Nelson Mandela. Wie sich das so für einen Staatschef gehört, wenn der berühmteste Bürger des Landes erkrankt ist. Nur Mandela ist Bürger zweiter Klasse, ist krank, weil er seit 26 Jahren in einem Gefängnis des Apartheid-Regimes sitzt. Aber der ANC-Führer ist eben ein Häftling ganz besonderer Art, wie sogar der Apartheid-Chef inzwischen zugeben muß. An Mandelas Gesundheit hat auch Botha ein nicht gerade selbstloses Interesse.

Genesen wird Mandela voraussichtlich. Gegen Tuberkulose gibt es erfolgreiche Medikamente. Und im Tygerberg -Krankenhaus, wo Mandela sich seit letztem Freitag befindet, läßt auch Präsident Botha sich behandeln. Wegen der politischen Folgen darf Mandela eben auf keinen Fall im Gefängnis sterben.

So sieht sich auch Botha wieder gezwungen, die Freilassung Mandelas ins Gespräch zu bringen. „Ich hoffe, daß er (Mandela) es mir ermöglicht, in humaner Weise zu handeln, damit wir in Südafrika Frieden haben“, sagte der Präsident bei einem Kongreß seiner regierenden Nationalen Partei (NP) am Mittwoch. Aber er betonte erneut, daß Mandela die Gewalt als Mittel politischer Veränderung verurteilen müßte. Das hat der ANC-Häftling schon zweimal verweigert. Aber in Bothas Zynismus deutet sich Kompromißbereitschaft an: „Ich persönlich bin der Ansicht, daß es angesichts seines Alters und seines Zustandes nicht sehr vernünftig wäre, wenn er sich entschließen sollte, ins Gefängnis zurückzukehren“, sagte Botha.

hb

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