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Hör-Funken: "Apocalypso oder äußerst besorgt, zutiefst bestürzt

(„Apocalypso oder äußerst besorgt, zutiefst bestürzt“, Sonntag, SFB 1, 2105 - 2230) Autor Michael Gaida schrieb 1983 über sein Hörspiel, als das Wörtchen Katastrophe noch im Weltmaßstab angewandt und vollen Mundes ausgesprochen wurde, eine treffliche Aufforderung zum Apocalypso: „Mein Hörspiel hat nichts zu tun mit Weltuntergang und jüngstem Gericht. Nur vordergründig beschäftigt es sich mit Computern, Überwachern, Schizophrenen, Zynikern, Waffen und anderen Varianten der Bedrohung. Vielmehr geht es um jene schleichende Katastrophe, die elenderweise in unseren Köpfen und Herzen ihr Nest gefunden hat. Die Katastrophe, das ist für mich zunächst die Eindimensionalität unseres Denkens, die Straßenverkehrsordnung unseres Empfindens, mithin: die Hackfleischordnung unserer Gefühle. Nicht: Wir werden verwaltet, sondern: Wir verwalten uns ganz tapfer selber; die Katastrophe, das ist für mich jene Form geistiger Sklaverei, mit der wir das Lebendige nach Lebendgewicht taxieren und uns mit Eindeutigkeiten zu überzeugen suchen, daß die Knochen krachen. Apocalypso ist nicht mehr als eine Aufforderung zum Tanz ohne Krücken, eine Einladung aufs kleine Boot der Assoziation. Gute Besserung!“ WIR wissen nicht, was UNS beim krükkenlosen Tanzen alles passieren wird, wissen aber, daß Herr Gaida sich über UNSER Denken, Fühlen etc. pp., über UNS Menschheit also im allgemeinen und ganz speziell enorme Gedanken gemacht hat, und schließen UNS daher aus dem innersten Nest UNSERER Herzen und Köpfe den Besserungswünschen an.

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