Der Terror des Geldes

■ Zum Gladbecker Geldnehmer-Drama

Wenn die Fußball-Nationalmannschaft verloren hat, sitzen die besseren Bundestrainer auf den Wohnzimmercouchen und jeder Stammtisch hat mindestens einen Teamchef. Nach dem Ende des „Geiseldramas“ und der blutigen „Polizeischlappe“ verhält es sich nicht anders: die besseren Polizei-Strategen und Kriminal-Taktiker sind Legion, und jeder der selbsternannten Einsatzleiter hätte mit SEK von links und GSG-9 von rechts durch die Mitte zum „finalen Rettungsschuß“ angesetzt und der grausamen Partie garantiert ein Ende gemacht.

Ein ehemaliger Profi, der frühere Mainzer Innenminister Schwarz (CDU), hat angesichts der Schußschwäche gerügt, der Polizei fehle „die politische Rückendeckung, damit sie tut, was sie tun kann“. Wer Waffenanwendung zur „Todsünde“ mache, brauche sich über eine verunsicherte Polizei nicht zu wundern. Diese Äußerung gibt den christlichen Kammerton an, mit dem jetzt für die „politische Rückendeckung“ gesorgt werden soll: in den Parlamenten schlägt die Stunde der Scharfschützen, der schnellen Eingreif-Bomber der Nation.

Der zum Eigentlichen aufgebauschte Streit um die Anti –Terror-Techniken überdeckt den Terror, um den es eigentlich geht: den Terror des Geldes. Läppische 400.000 Mark, das Quartalsgehalt eines mittleren „Top-Managers“, waren der Einsatz. Das Abhandenkommen dieses Staubkörnchens von der tragenden Säule des Gemeinwesens – des Privateigentums kann offenbar nicht geduldet werden. Diese Unduldsamkeit, das geifernde Wachen über den Geldsack, hat drei Menschen das Leben gekostet.

Der Teufel der Wiederholungsgefahr wird an die Wand gemalt, doch wann, so muß man die paranoiden Privateigentümer fragen, wären die Gangster, bekannt wie die bunten Hunde, mit ihrer Beute erwischt worden? Nach einer oder spätestens nach zwei Wochen! Die Verzugszinsen hätten die TV-Stationen mit Handkuß bezahlt.

Mathias Bröckers