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DDR: Gegenseitige Soldatenbesuche

Positive Reaktion der DDR auf den Vorschlag des Grünen Abgeordneten Mechtersheimer, gemeinsame Manöver zwischen Bundeswehr und Nationaler Volksarmee zu erwägen  ■  Aus Berlin-Ost Felix Kurz

Der Direktor des militärgeschichtlichen Instituts der DDR, Generalmajor Reinhard Brühl, hat sich in einem Gespräch mit der taz positiv zu dem Vorschlag geäußert, gemeinsame Manöver von Bundeswehr und Nationaler Volksarmee durchzuführen. Diesen Vorschlag hatten kürzlich der Grüne Bundestagsabgeordnete Alfred Mechtersheimer wie auch die SPD gemacht. Brühl sagte dazu, auch er könne sich „vorstellen, daß es gegenseitige Soldatenbesuche geben könne“, die „dem Gesamtprozeß der Entspannung dienen könnten“. Notwendig sei es jedoch, daß man sich „erst auf der Ebene der Generalitäten und der Verteidigungsminister treffe“.

Eine Zusammenkunft der beiden Verteidigungsminister hatte DDR-Verteidigungsminister Keßler bereits vor der Mechtersheimer-Initiative vorgeschlagen. Bei einem solchen Treffen gäbe es nach Überzeugung des Generalmajors Brühl „keine Eingrenzung der Themen“. Dort könne man dann einen Themenkatalog erörtern, der sowohl „diesen Vorschlag als auch andere Fragestellungen umfaßt.“

Brühl sprach sich gegenüber der taz auch für den Abbau der Feindbilder auf beiden Seiten aus, „die es auch bei uns durchaus gibt“. Allerdings, so fügte er hinzu, seien die Feindbilder seiner Soldaten nicht in der Politik der DDR zu begründen, sondern darin, „daß uns andere ausradieren wollen“. Gerade auf diesem Hintergrund sei ein Austausch auch „auf der Ebene der unteren Chargen“ nach gemeinsamen Gesprächen auf höherer Ebene „denkbar“.

Verunsicherung gibt es offenbar in der DDR-Armee über die „verschiedenen Vernunften in der NATO“. So berufen sich sowohl die Abrüstungsbefürworter als auch die Abrüstungsgegner auf „die Vernunft“. Aus dieser Tatsache könne er nur schließen, daß es „unterschiedliche Bedingungen“ gibt, unter denen sich die „verschiedenen Vernunften“ entwickeln, sagte Brühl. Eine Erklärung habe er dafür jedoch nicht.

Brühls Äußerungen sind die ersten Reaktionen von offizieller Seite in der DDR auf den Mechtersheimer -Vorschlag. Mit Manövern in „gemischt deutsch-deutschen Verbänden“, so hatte Mechtersheimer erklärt, könne man so zeigen, „wie absurd es ist, daß sich die beiden deutschen Staaten militärisch gegenüberstehen“.

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