piwik no script img

"Tierische Geschäfte"-betr.: "Rettet die Kälbchen", taz vom 11.8.88

betr.: „Rettet die Kälbchen“, taz vom 11.8.88

(...) Das Thema ist für einen engagierten Tierfreund, wie ich es bin, viel zu tiefgreifend, als sich in der Art darüber auszulassen. Man/frau bedenke, welche Lobby „dahinter“ steckt, die verhindern (wollen, müssen?), daß derlei Entdeckungen an die Öffentlichkeit gelangen. Im Frühjahr 1987 stellte Franz Alt in einer Report-Sendung das Buch „Tierische Geschäfte“ von dem Autorenteam Nina Kleinschmidt und Wolf-Michael Eimler vor. Dieses Buch ging ganz schön zur Sache, genau mit den Themen (und anderen Schweinereien ...), die jetzt erneut die Gemüter bewegen. War wohl zu deutlich geschrieben. Eine Verfügung vom Gericht erwirkte, daß etliche Seiten (zum Ende des Buches hin) geschwärzt bzw. herausgeschnitten werden mußten. So gesehen sind die Bücher, die vor der Zensur herauskamen (ich habe mir gleich eines davon zugelegt) wohl dem Index zuzuordnen. Der Verbraucher hat zu verbrauchen, nicht zu wissen. (...)

Roswitha Wein, Middelsfähr

Der jüngste Skandal um hormonverseuchtes Kalbfleisch hat wieder einmal bewiesen, wie schamlos sich die Verantwortlichen auf Kosten des Verbrauchers bereichern. Wie selbstmörderisch! Denn schließlich ist ja jeder von uns ein Verbraucher. Deshalb verstehe ich nicht, warum die Öffentlichkeit bzw. die Medien kaum Notiz nehmen von einer neuen Erkenntnis, die einen Ausweg aus dieser Misere aufzeigt: vor kurzem las ich in einer Zeitschrift eine relativ beiläufige Meldung über beachtliche Erfolge mit Besonnung von Kälbern. „Regelmäßig besonnte Kälber brauchen 80 Prozent weniger Medikamente und Hormone als üblich, die Ausfall- und Krankheitsraten sind wesentlich geringer und die Tiere bringen im Durchschnitt über drei Kilogramm mehr Mastendgewicht auf die Waage als unbesonnte“, hieß es da. (...)

Marion Fromlet, Stuttgart 80

Zu Vera Gaserows Querspalte (...) fällt mir ein Satz ein, der glaube ich von Adorno stammt: „Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt: Es sind ja nur Tiere!“.

Axel Weirich, Kirchberg

(...) Immer nur dieses uns so betroffen machen sollende Gesülze ... Wo bleibt die Referenz auf den proletarischen Klassenstandpunkt? Von diesem aus betrachtet, stellt der Hormonskandal doch ein im Sinne des Proletariats wirkendes, den Kapitalinteressen final kontradiktorisch gegenüberstehendes Moment im Klassenkampf dar, denn: Kalbfleisch ist teuer. Wer also frißt am meisten davon? Die Reichen, die Bonzen, das Kapital! Kurz: je Bonze, desto Hormon. Lenin meinte, die Kapitalisten würden sich ihren eigenen Strick drehen - nun, eine etwas altmodische und überholte bildliche Darstellung, aber Lenin kannte auch noch nicht Kälbermast und Hormone. Würde er sie gekannt haben, hätte er sicherlich gesagt, die Kapitalisten würden selber die verspritzten Hormone auffressen... Also ruft die Menschen in diesem unserem Lande dazu auf, Kalbfleisch zu essen; nur die Bonzen werden diesem Aufruf folgen, nur sie haben nämlich die Knete dazu. (Tut so viel Borniertheit eigentlich weh? d.s.in) Laßt sie doch ihren Mist fressen! Die hervorragende Rundfunkreklame unter dem Motto „Deutsches Fleisch - ein Stück Lebenskraft“ ist ein vorbildliches Instrument zur Infiltration der Bourgeoisie; hoffen wir auf eine breite Wirkung; essen wir aber weiter Gemüse und Salate und versuchen, Lenins „Strick“ schneller festzuziehen...

Burkhard, Göttingen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen