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Bremer Polizei wäscht sich rein

Bremens Innensenator sieht keine Fehler der Polizei bei der Festnahme der Begleiterin der Gladbecker Geiselnehmer / Familie des erschossenen Italieners erstattet Strafanzeige gegen Bremer Polizei  ■  Aus Bremen Klaus Wolschner

Der Bremer Innensenator Bernd Meyer hat auf einer Pressekonferenz einen Fehler bei der Verfolgung der beiden Gladbecker Bankräuber eingeräumt: Man habe vergessen, so erklärte Meyer, einen Notarztwagen hinter dem Bus herzuschicken, als der mit 30 Geiseln von Bremen Richtung Raststätte Grundbergsee aufbrach. Darüber hinaus sah der Innensenator keine Veranlassung für Vorwürfe. Oberstes Ziel polizeilicher Maßnahmen sei der Schutz der Geiseln gewesen. Ein Zugriff wäre nur dann zu rechtfertigen gewesen, wenn alle drei „Täter“ gleichzeitig hätten ergriffen werden können.

Dennoch sei, so Meyer, „während des gesamten Einsatzzeitraumes immer wieder nach Möglichkeiten des Zugriffs“ gesucht worden. Auf der Raststätte Grundbergsee sind diese beiden Ziele dann offenbar in Widerspruch geraten. Nach Auskunft der Bremer Einsatzleitung hatten sich SEK-Einheiten auf die isolierte Festnahme der Komplizin vorbereitet, als sie zur Toilette ging, dann aber davon abgesehen.

Zwei MEK-Beamte, die von all dem nichts wußten, da sie auf einem anderen Kanal funkten, hätten in dem Eingang der Toilette gestanden. Diese beiden hätten sich, so die Auskunft der Polizei, unmittelbar bedroht gefühlt, als die Komplizin plötzlich hinter ihnen stand. Sie nahmen die Frau dann fest.

Erst fünf Minuten später hat die Bremer Einsatzleitung davon erfahren, die ihrerseits begann, sich über Funk einen Überblick über die Lage geben zu lassen: „Wo sitzen die Täter denn jetzt? Sind denn noch Fahrgäste im Bus?“ Wiederum 14 Minuten später gab die Einsatzleitung die Anweisung, die Komplizin freizulassen. Sieben Minuten später wurde der erschossene Italiener aus dem Bus getragen - er war von einem der Bankräuber erschossen worden, weil die Komplizin der beiden nicht zurückkehrte. Die Polizei gab sich ratlos, wo die Komplizin in diesen sieben Minuten gewesen sein könnte.

Dennoch versicherte der Bremer Innensenator, eine „Überschneidung“ mit dem Tod des Jungen hätte es „so nicht gegeben“. Folglich sieht der Innensenator auch keine „Mitschuld“ am Tod des 15ährigen Italieners in der „vertrackten Situation Grundbergsee“.

Daß kein kompetenter Vermittler vor Ort geschickt worden war, begründet die Einsatzleitung mit einer Behauptung, die allen Schilderungen der Journalisten vor Ort widerspricht: „Die Täter wollten mit uns nicht direkt verhandeln.“

Aus Funksprüchen, die der taz vorliegen, geht eindeutig hervor, wie die Sondereinheiten der Polizei an der Raststätte Grundbergsee darauf drängten, auch eigenmächtig zuzuschlagen: „Kannst du dich nicht unter die Journalisten mischen und den abdrücken?“ fragt einer. „Zu gerne würde ich das tun“, antwortet sein Funk-Gesprächspartner. Die SEK -Leute kritisierten, daß „kein Verantwortlicher vor Ort“ sei, und kritisierten die Einsatzleitung: „Das Ding ist denen entglitten. Die Bremer sind froh, daß sie es raus haben aus dem Stadtgebiet.“ In dieser Situation erfolgte die Festnahme der Komplizin.

Die Familie des erschossenen Italieners hat inzwischen auch Strafanzeige gegen die Bremer Polizei gestellt. Die Obduktion der Leiche soll ergeben haben, so teilte die Bremer Staatsanwaltschaft mit, daß der Kopfschuß für sich tödlich gewesen wäre, auch dann, wenn vor Ort ein Notarzt unmittelbar erste Hilfe hätte leisten können.

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