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Tanztheater-Vertrag unterschriftreif

■ Am 1.10.89 soll Johannes Kresnik die Arbeit von Rotraut de Neve und Heidrun Vielhauer übernehmen / Bisherige Leiterinnen hoffen auf „Druck“ von außen, der die Entscheidung revidieren könnte

„Eine klare Herrschaftsentschei dung“, kommentiert Rotraut de Neve die Buten-und-Binnen -Meldung vom Mittwoch, nach der der Vertrag mit Johannes Kresnik als künftigem Leiter des Bremer Tanztheaters „unterschriftsreif“ sei und Kresnik am 1. Oktober '89 seine Arbeit in Bremen aufnehmen werde. Das bedeutet, daß der dreijährige Vertrag der bisherigen Leiterinnen de Neve und Heidrun Vielhauer nicht verlängert wird. De Neve hofft allerdings noch auf „Druck“, der die Entscheidung von Intendant Tobias Richter für Kresnik verän

dern könnte. Immerhin gehe es um das Überleben der unter ihrer Leitung entwickelten Verbindung von Bewegung und Sprache.

Tatsächlich geht es nicht nur um die beiden Leiterinnen, sondern um das ganze Ensemble, einschließlich Klavierspieler rund 20 Leute. Erst vor kurzem waren sechs Neuzugänge zu verzeichnen, die natürlich aufgrund des De Neve-Vielhauer -Konzeptes gekommen sind.

Verwahren möchten sich die beiden derzeitigen Leiterinnen gegen den zumindest unter

schwellig geäußerten Vorwurf, sie würden, bei aller Anerkennung durch das Bremer Publikum, nicht über die Stadtgrenzen hinaus wirken. Ihre Truppe hätte ein erfolgreiches Gastspiel in Riga gegeben, eine Einladung zum Theatertreffen in Berlin sei im Gespräch gewesen. Das sei nach nur zweijähriger Zusammenarbeit der Truppe recht ungewöhnlich. Auch Reinhild Hoffmann habe ihre großen internationalen Auftritte erst nach sechs Jahren gehabt. „Wenn Herr Richter es braucht, daß seine Truppe durch die Welt geht“, meint de

Neve bitter, „dann hätte er das arrangieren müssen, wie Intendant Arno Wüstenhöfer das für Reinhild Hoffmann auch gemacht hat.“

Eine Stellungnahme des Theaters zum aktuellen Stand im Tanz ums Tanztheater war nicht zu erhalten. Denn dazu äußert sich allein Intendant Tobias Richter. Und der war gestern nicht greifbar.

Daß anderswo PresseprecherInnen als Stimmen ihrer HerrInnen der nachfragenden Journalistin wenigstens mit ein paar möglichst unverfänglichen, aber nicht

gänzlich uninformativen Auskünften weiterhelfen, gilt beim Bremer Theater nicht. „Herr Richter ist am Montag wieder da“, beschied Presseprecher Henning Fangauf und machte obendrein klar:„Die Meldung im Fernsehen hat für uns keine Relavanz.“

Gaby Mayr

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