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Theater-betr.: "Der Terror des Geldes", taz vom 22.8.88

betr.: „Der Terror des Geldes“,

taz vom 22.8.88

Sollten wir nicht das Geldraub-, Geisel- und Mord-Drama von Gladbeck, Bremen und Köln, perfekt inszeniert als Schurkenstück aus der Provinz, verstehen als Illustration eines anderen Dramas, das tagtäglich im Großen Staatstheater dieser Welt von den Mächtigen als Staatsschurkenstück aufgeführt wird - allerdingsmit einem anderen Millionenpublikum andersartig Betroffener? Für dieses Drama lieferte die 'FAZ‘ in ihrem Wirtschaftsteil am 9.8.88 wie folgt den Theaterzettel:

„Bundeswirtschaftsminister Bangemann hat der brasilianischen Regierung empfohlen, in ihrem eigenen Interesse dafür zu sorgen, daß Brasilien durch eine kontinuierliche und vertrauenerweckende Wirtschaftspolitik für Investitionen attraktiv bleibt. Die Voraussetzungen dafür seien der Abbau des Haushaltsdefizits, die Privatisierung von Staatsbetrieben und der Verzicht auf die Diskriminierung von Auslandskapital. Selbstverständlich hätten die Brasilianer allein über ihre künftige Verfassung zu entscheiden, sagte Bangemann. Sollten jedoch die Verfassungsartikel über die Nationalisierung des Bergbaus und die Bevorzugung brasilianischer Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen nicht in der zweiten, endgültigen Lesung durch die Verfassungsgebende Versammlung korrigiert werden, so drohe eine Verschlechterung des Investitionsklimas.“

Bleibt nur noch dieses zu sagen: Sicherlich werden Ende September anläßlich des IWF/Weltbank-Gipfels in Berlin auch mindestens 15 Millionen BundesbürgerInnen dem dortigen Geldraub-, Geisel- und Morddrama atemlos, schockiert und empört zuschauen. Oder?

Michael D. Düllmann, Bonn 1

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