: „Es gibt vernünftige Alternativen!
Der Journalist Sarosh Ban ist Mitarbeiter im Forum POWU (People Oriented Water Utilisation) und hat sich intensiv mit Fragen des Wasser-Management auseinandergesetzt ■ I N T E R V I E W
taz: Überall auf der Welt, besonders in der sogenannten Dritten Welt, werden Industrialisierung und Enwicklung nach der Maxime „lage is beautiful (je größer, desto besser) geplant und ausgeführt. Warum eigentlich?
S.Bana: Riesige Entwicklungsprojekte sind großartig. Sie spiegeln den Ehrgeiz einer Nation wider, sie beeindrucken die Leute. Diese Entwicklungsstrategie wird bis auf den heutigen Tag als eine heilige Kuh verteidigt und jeder, der dagegen opponiert, wird als Nestbeschmutzer gegen die nationalen Interessen gebrandmarkt.
Gibt es auch wirtschaftliche Gründe, die für Großprojekte sprechen?
Wir dürfen nicht vergessen, daß hinter großen Projekten wie den Narmada-Staudämmen mächtige Interessengruppen stehen, die auf Bauaufträge, Kommissionszahlungen und Schmiergelder spekulieren. An diesen Leuten wiederum hängen weitere Lobbies: Lokalpolitiker, leitende Bürokraten, Anwälte und Richter, sogar Polizeibeamte und natürlich Funktionäre. Unter diesem Umständen fällt es der Regierung nicht sonderlich schwer, rücksichtslos über die Interessen der Schwachen in der Gesellschaft hinwegzugehen.
Gibt es Alternativen zu großen Staudämmen? Bitte nennen Sie ein Beispiel.
Im Sangli-Distrikt im Süden des Unionsstaates Maharshtra haben sich die Bewohner zweier Dörfer mit Beratung einer Nicht-Regierungs-Organisation zusammengeschlossen und einen kleinen Staudamm gebaut. Der Baliraja-Damm, von Freiwilligen errichtet, wurde konzipiert, um die Grundbedürfnisse der Dorfbevölkerung zu befriedigen, nicht die irgendwelcher Industrien oder weit entfernter Großstädte. Es hat sich herausgestellt, daß dieser Damm die vorhandenen Ressourcen sehr effektiv nutzt, ohne Umsiedlungen nötig zu machen oder verheerende Umweltzerstörungen anzurichten.
Warum machen Beispiele wie dieses nicht Schule und werden in anderen Regionen nachgeahmt?
Unglücklicherweise sind die in kleine Projekte investierten Summen für Planer und Baufirmen nicht attraktiv genug. Eine dezentralisierte Entwicklung, die auch von Mahatma Gandhi propagiert wurde, wirft kaum Kommisionszahlungen und Schmiergelder für die Mächtigen ab.
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