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Sowjetunion-betr.: "Perestroika in den Jugendbeziehungen", taz vom 18.8.88

betr.: „Perestroika in den Jugendbeziehungen“,

taz vom 18.8.88

Dem allgemeinen Tenor des Berichts kann ich aus persönlicher Erfahrung zustimmen. Guter Kontakt mit informativen Gesprächsthemen ist mit sowjetischen Jugendlichen sehr gut möglich. Auch deren Gastfreundschaft ist außergewöhnlich. Aber nach meinen Erfahrungen ist der Umgang mit Kriegsdienstverweigerung bei den sowjetischen Jugendlichen nicht unbedingt so, wie aus dem Artikel hervorgeht. (...)

Trotz der Erfahrungen mit Afghanistan ist die KDV bei der großen Mehrheit der Jugendlichen kein Thema. Der Zweite Weltkrieg (dort: großer vaterländischer Krieg), der bei vielen von uns einer der Gründe gegen den Wehr- und Kriegsdienst ist, wird dort (für mich inzwischen verständlicher Weise) ganz anders beurteilt und somit auch die Rolle der Armee. Die wird tatsächlich weithin als Verteidiger der Heimat gegenüber eventuellen Aggressoren angesehen. Von daher ist es für die meisten sowjetischen Wehrpflichtigen auch kein Problem der Armee zu dienen. An dieser Einstellung hat Afghanistan nach meiner Einschätzung kaum etwas geändern. Die Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Dienstes an der Waffe hat bislang offenbar kaum stattgefunden. (...)

Ralph Audörsch, Münster

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