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Der Modernisierer

■ Lafontaine polarisiert nicht nur in der SPD

Die SPD wird von den „Enkeln“ vorwärtsgeprügelt. Das ist die Botschaft des Münsteraner Parteitags. Diesen Enkeln Willy Brandts und an ihrer Spitze Oskar Lafontaine steht dabei eine Partei – nicht unbedingt eine Parteitagsmehrheit gegenüber, die im traditionssozialdemokratischen Denken verhaftet ist. Dem formalen, kollektivistischen Gleicheitsansatz – nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in der technokratischen Massenversorgung – setzt Lafontaine eine Utopie entgegen, bei der die differierenden individuellen Lebensentwürfe, die individuellen Freiheiten in den Mittelpunkt rücken. Flexiblere Handhabung der Arbeitszeit, Verzicht auf zusätzliche Einkommenssteigerungen für Besserverdienende im öffentlichen Dienst, Sonntagsarbeit, längere Maschinenlaufzeiten bei radikaler Arbeitszeitverkürzung sind dafür die politischen Stichworte.

Lafontaine, der kleine Bruder Gorbatschows, eröffnet mit seinem Konzept der Modernisierung des Kapitalismus der SPD den Weg zurück an die Macht, ohne gleichzeitig den Sozialstaat zu ruinieren. Mit seinem Perestroika-Programm versucht er, sowohl eine Antwort auf die ökologische Krise als auch auf die immer knapper werdende Arbeit zu geben. Lafontaine übernimmt damit die Initiative. Er hat sich an die Spitze der Modernisierer in der Bundesrepublik gesetzt und damit eine politische Dynamik in Gang gesetzt, die alte parteipolitische Grenzziehungen verschwimmen läßt. Modernisierer stehen auch in anderen Parteien den Betonfraktionen gegenüber. Neue Bündnisse werden möglich.

Max Thomas Mehr

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