piwik no script img

Ärzte-Streit um Ramstein-Opfer

Stuttgart (ap/dpa) - Schwere Vorwürfe gegen die rheinland -pfälzischen Behörden wegen der Versorgung der Brandopfer von Ramstein hat der frühere Direktor der chirurgischen Universitätsklinik Tübingen, Leo Koslowski, erhoben. Koslowski, der als Experte für Brandverletzungen gilt, sagte: „Die organisatorische Bewältigung der Katastrophe und der Abtransport der Verletzten war ein Skandal und ein unerhörtes Versagen der zuständigen Verwaltungen, insbesondere des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz.“ So seien viele Verletzte in umliegende Krankenhäuser eingeliefert worden, die nicht für die Behandlung von Brandopfern ausgerüstet gewesen seien. In einigen Fällen seien bereitstehende Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht wieder zurückgeschickt worden.

„Unvorstellbar“ nannte es Koslowski, daß keines der Brandopfer in die hochmodernen Behandlungszentren nach Berlin und Aachen gebracht worden sei. Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte das Berliner Urban-Krankenhaus mit seinem Zentrum für schwer Brandverletzte 17 Kliniken in Süddeutschland angeboten, Schwerverletzte zu übernehmen. Das Echo auf dieses Angebot sei „gleich Null“ gewesen.

Der Chirurgie-Chefarzt des Städtischen Krankenhauses in Kaiserslautern, Professor Overbeck, hat die Vorwürfe Koslowskis „entschieden“ zurückgewiesen. Nach dem Unglück seien die Schwerverletzten innerhalb von 45 Minuten mit Infusionen in den umliegenden Krankenhäusern eingetroffen. Anschließend seien die Schwerstverletzten innerhalb einer Stunde in die Spezialklinik für Verbrennungen nach Ludwigshafen verlegt worden. Ähnlich sei man auch in anderen Krankenhäusern vorgegangen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen