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The Day after - Afterday

■ Nach der gigantomanischen Schau des Deutschen Schäferhundes schlechthin ist ein gigantomanisches Fäkalfeld zurückgeblieben: Neuntausend Haufen in drei Tagen

Der Sieger des Weltchampionats ist ermittelt und inzwischen wieder zu Hause.

„Natürlich ein deutscher Deutscher Schäferhund, wie es sich gehört“, sagt mir ein Hundehalter auf die Frage, wer denn nun eigentlich gewonnen hat.

Und was unterscheidet den Sie

ger nun von den anderen? Die kürzesten Hinterbeine oder die dadurch längste den Boden fegende Rute? Die stärksten Aggressionen oder der größte Haufen?

Konkursmasse

Ist doch die strahlende Schönheit vergänglich: Uns bleibt am Tag danach die matt-braune, in die Büsche, auf den Rasen, auf die Liegewiesen gesetzte Hinterlassenschafts-Masse von 1.500 Deutschen Schäferhunden aus dem In-und Ausland. 1.500 Hunde setzten zweimal am Tag ihre Haufen in die Gegend. Ergibt 3.000 Haufen pro Tag. Das multipliziert mit drei - es waren schließlich drei Tage - ergibt 9.000 Scheißhaufen. In Worten: Neuntausend.

Schon Samstagnachmittag liegt ein süßlich schwerer Gestank über der Show. Die Sportplätze sind übersät mit braunen Hügeln, auf den Gehwegen, vor Pommes-und Bierbuden plattgetretenes Geschmier, und wohin das Auge auch blickt: Deutsche Schäferhunde in Hockstellung.

Daneben Herrchen und Frauchen fröhlich pfeifend oder angestrengt einen imaginären Punkt fixierend. (Gab es da nicht einmal Schäufelchen und Tüten?).

Montag wird das ganze Ausmaß der Bescherung offensichtlich.

Wie geschmiert

Es herrscht rege Betriebsamkeit auf den Plätzen. Der SV 84 (Verein für Deutsche Schäferhunde e.V., Sitz Augsburg) hat mit der hiesigen Stadtreinigung begonnen, das Gelände zu säubern. Mit Schaufeln und Eimern.

„Der Dreck der Hunde ist ja gar nicht so schlimm“, sagen zwei Hundebesitzer, die es sich gerade auf dem Platz neben dem Weserstadion zwischen Müllbergen und sonstigen Haufen gemütlich gemacht haben und Würstchen grillen. „Sehen Sie sich doch mal die Plastikbecher und Flaschen an, die hier 'rumliegen! Hundedreck ist Dünger für den Boden und was Sie hier riechen, ist gute Land

luft!“

Auf den Sportanlagen beginnt man, den Rasen zu mähen und den Rest der braunen Haufen über den Platz zu schmieren. Und wenn es

jetzt noch ganz schnell regnet, ist alles, alles wieder sauber. Denn heute ist Training der Amateure des SV Werder. Nasenklemmen nicht vergessen!

rh

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