piwik no script img

Lafontaine-betr.: "Lafontaine laviert vor Parteitag", taz vom 27.8.88

Betr.: „Lafontaine laviert vor Parteitag“,

taz vom 27.8.

Da hilft dem Lafontaine kein lavieren. Wenn er die beschäftigungspolitische Wirkung des Tarifabschlusses vom Frühjahr durch Tricks - sei es durch Verlängerung der Mittagspause, sei es durch Einführung der Gleitzeit umgeht, hat er seine politische und moralische Glaubwürdigkeit vollends verloren.

Er hatte, ausgerechnet während der laufenden Tarifverhandlungen, einen Vorstoß für Arbeitszeitverkürzungen ohne vollen Lohnausgleich bei Besserverdienenden (was auch immer das heißen mag) zugunsten von Neueinstellungen gestartet. (...)

Er bekam seinen Willen. Durch die Koppelung von Arbeitszeitverkürzungs- und Gehaltsforderungen seitens der ÖTV fallen die Gehaltserhöhungen für die Jahre 1988 bis 1990 um ca. 2 Prozent geringer aus, als von der Öffentlichen Hand befürchtet und in den Haushaltsplanungen der Länder vorgesehen.

Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst haben ihren Part mehr als erfüllt und durch den niedrigeren Abschluß - auch noch für 3 Jahre - Opfer zugunsten der Erwerbslosen erbracht.

Nun wäre Oskar Lafontaine dran. Doch er hat sehr richtig erkannt, daß mit dem Tarifabschluß vom Frühjahr sich eine treffliche Möglichkeit der Haushaltssanierung - auf Kosten von Beschäftigten und Erwrbslosen - ergeben hat. Diese Erkennntnis versucht er nun umzusetzen. Denn, statt ein Zeichen gegen die Massenerwerbslosigkeit zu setzen und durch Neueinstellungen die, durch Arbeitszeitverkürzung entstandene und von der ÖTV so gewollten Personalbedarfslücke mit vollem Personalausgleich zu schließen, pinkelt „uns Oskar“ lieber die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, samt ihrer Gewerkschaft, der ÖTV, sowie die gesamte Erwerbslosenbewegung an. (...)

Aktion Erwerbsloser Frankfurt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen