: General schürt Kosovo-Konflikt
■ Vorsitzender des Präsidiums der jugoslawischen Republik Serbien verlangt Einsatz von Polizei-Sondertruppen in der autonomen Provinz Kosovo
Berlin (ap/afp/taz) - Die antialbanische Kampagne in Serbien schlägt immer höhere Wellen. Nach der Massendemonstration serbischer Nationalisten vom Wochenende fordern nun die Offiziellen den offenen Einsatz von Polizei und die Verstärkung der Truppen in der mehrheitlich von Albanern bewohnten autonomen Provinz Kosovo. Der Vorsitzende des Präsidiums der jugoslawischen Republik, General Gracanin, verlangte den Einsatz der seit Oktober in Kosovo stationierten Polizei-Sondertruppen. Die Behörden der Provinz seien unfähig, die Sicherheit der dort lebenden Slawen zu gewährleisten. Für die Minderheit von Serben und Montenegrinern sei es „unmöglich, zu leben und zu arbeiten“. Der General sprach von „Terror“ der albanischen Bevölkerungsmehrheit gegenüber den dort verbliebenen Minderheiten. Garacin forderte, die Polizeitruppen sollten ihre Kasernen verlassen und in den Gemeinden der Region Posten beziehen, um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu gewährleisten. Ferner sollten serbische „Hilfskräfte“ zur Unterstützung der föderalen Polizei gebildet werden. Diese Maßnahmen sollten die Sicherheit der in Kosovo lebenden Serben und Montenegriner gewährleisten sowie deren Besitztümer schützen, die von den „aggressiven Aktivitäten albanischer Nationalisten“ bedroht seien.
Als Beweis zitierte der General Flugblätter von Studenten, in denen die Albaner aufgefordert worden seien, „zu den Waffen zu greifen, um Kosovo zu befreien“. Diese „Radikalisierung“, so der General, ziele auf die Schaffung eines „ethnisch reinen“ Kosovo und Anschluß an das benachbarte Albanien ab. Vertreter der albanischen Volksgruppe würden zu den Vorwürfen des Generals von der jugoslawischen Nachrichtenagentur nicht zitiert.
Die nationalistische Welle in Serbien wurde durch den Vorsitzenden des „Bundes der Kommunisten Serbiens“ ausgelöst, der im Herbst vergangenen Jahres seinen Vorgänger im Amt, Ivan Stambolic, mit einem innerparteilichen Putsch entmachtet hatte. Seither werden die Schlüsselpositionen in Staat und Partei durch Mitglieder der national -stalinistischen Fraktion besetzt. Stambolic war für einen Ausgleich der Interessen der Bevölkerungsgruppen aufgetreten.
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