piwik no script img

Panik in Wiesbaden

■ Spekulationen über die Verlegung der US-Air-Base

K O M M E N T A R E

Den Mitgliedern der christlich-liberalen Landesregierung in Hessen steht der Angstschweiß auf der Stirn: Die Lufthansa spielt mit Abwanderungsgedanken nach München, die mächtige Industrie- und Handelskammer in Frankfurt fordert den umgehenden Ausbau des Rhein-Main-Flughafens, und auch die Frankfurter Flughafen AG - einer der größten Arbeitgeber des Landes - besteht auf einer Kapazitätsausweitung des ohnehin schon größten europäischen Flughafens.

Sollte es ausgerechnet unter der industriehörigen Wallmann -Regierung zu einem spürbaren Bruch im Wirtschaftsgefüge Rhein-Main kommen - und der Umzug der Lufthansa mit einigen tausend Beschäftigten wäre ein solcher -, dürften sich Christdemokraten und Liberale nach der nächsten Landtagswahl auf den Oppositionsbänken wiederfinden. Den drohenden Machtverlust vor Augen, treten die Minister Milde und Schmid die Flucht nach vorne an. Daß dabei die „Lösungsvorschläge“ des einen mit den „Ideen“ des anderen Ministers kollidieren und das Motto der Wallmann-Regierung - „Nur nicht auffallen!“ - durchbrochen wurde, zeigt, daß die politisch Verantwortlichen in Hessen völlig von der Rolle sind.

Was mit der Rhein-Main-Air-Base oder mit dem Flugplatz in Erbenheim tatsächlich geschieht, wird nicht in Wiesbaden, sondern in Washington entschieden. Und die Sorgen und Nöte der hessischen Landesregierung beeindrucken die US-Army wenig. So wird diese Landesregierung vermutlich den „Ausweg“ wählen, für den sich Ende der 70er Jahre auch die damalige Regierung Börner entschieden hat: Für die Axt im Walde.

Klaus-Peter Klingelschmitt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen