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Peter Funken

Thomas Kapielski ist ein Künstler, der ganz im Sinne des bedeutenden Einfühlungstheoretikers Heinrich Wölfflin werkelt und denkt. Auch im „Kaffeekannenportrait“ (Funken) folgt Kapo Wölfflins zentraler Beobachtung: „Körperliche Formen können charakteristisch sein nur dadurch, daß wir selbst einen Körper besitzen.“ (1886). Man könnte also meinen, daß das gemütlich dickbauchige Kännchen hier als Ausdruck einer ebenso gearteten Lebensführung des Portraitierten zu verstehen sei. Doch Vorsicht: Kapielski geht weiter, denn ihm sind Form und Inhalt gleichermaßen bedeutsam. Jedoch läßt sich über den Inhalt der Kanne allenfalls spekulieren: enthält sie kalten Kaffee oder pechschwarzen Mokka? - Jedenfalls benötigt man, um dieses Getränk hinunterzukriegen, etwas Süßes, wohlmöglich den Zucker aus dem Schütter, der erwartungsfroh und wie ein Freund neben der Kanne auf dem Tischtuch steht. Aber halt! Zwischen den beiden drängelt sich unruhestiftend ein Pfeffersträuer - der Störenfried der Störenfriede! Das Bild, das also vordergründig Harmonie und seligen Küchenfrieden suggerierte, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Chiffre der unheilvollen Bedrohung und des Disparaten. Folgt man einer solchen Betrachtung, so wird selbst die gemütliche Kanne zum suspekten Gegenstand: wen oder was verdeckt dieses vermeintlich biedere Geschirr eigentlich? Was treiben die, die sich dahinter verstecken? Herr Kapielski, ich bitte um Aufklärung.

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