: Kampf dem Imperialismus
■ Live-Diskussion um antiimperalistische Wochentage zu IWF/WB RADIO 100, Do., 6.9., 19.00 Uhr
Sonntags oder donnertags? Das ist die Frage, die die antiimperialistische Front Westberlins am Vorabend des IWF und Weltbankkongresses entzweit.
Friedlich „breitere Kreise“ ziehen wollen die einen, natürlich paßt hierfür der Sonntag am besten, während die anderen darauf bestehen, den Donnerstag beim Wort zu nehmen. 'RADIO100‘ hatte die Kontrahentinnen ins Studio gebeten, deren einleitende Statements den nostalgischen Tratsch seliger K-Gruppenzeiten aus dem Äther strömen ließen.
Von rechts nach links: Volker (AL), Verena (BUKO Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen), Hauke (autonomer Mann), Frieda (autonome Frau), und hilf- und sprachlos bei so viel revolutionärer Wortgewalt deutscher Zunge irgendwo dazwischen ein ausländischer Student/ESG. Schonungslos und zunächst scheinbar einstimmig wurden die Machenschaften des Kapitals und seiner Instrumente IWF und Weltbank entlarvt, die Profitgier der Multis gegeißelt und die revolutionäre Erhebung der Völker beschworen. Warum denn Aufspaltung in Sonn- und DonnerstaglerInnen? Wer seinerzeit noch zu jung oder anderweitig verhindert war, den Kampf zweier Linien im Audimax zu verfolgen, dem wurde gestern das Remake der Farce der siebziger Jahre geboten.
Den Verweis aufs unentwickelte Bewußtsein unserer einheimischen Ausgebeuteten seitens Volker und Verena kontern Hauke und Frieda mit dem Sein, daß ja wohl vorgehe und übrigens überall denselben kapitalistischen Verwertungszwängen unterworfen sei, die Rede vom Nord-Süd -Gefälle als sozialdemokratisches Ablenkungsmanöver verwerfend. Kann der bedingungslose Schuldenerlaß, den AL und BUKO fordern, den Kapitalismus beseitigen? Nein, er würde nur die Illusionen nähren, daß sich die Probleme ohne Revolution lösen lassen. Diesen Vorwurf will Volker nicht auf sich sitzen lassen. Seine Ausführungen zur Dialektik von Reform und Revolution gehen im Gelächter der Autonomen unter. „Den Kongreß verhindern!“, ist ihre Parole für die große Randale am Donnerstagnachmittag. Wie ein Kongreß an seinem Schlußtag verhindert werden kann, bleibt vorerst noch das Geheimnis konspirativer Planung.
Lehmo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
