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Eierkocher für Atomlobby

■ Gestern im hessischen Nukem-Untersuchungsausschuß

Wiesbaden (dpa) - Sogenannte nützliche Aufwendungen zugunsten von Kunden gehörten offenbar zum geschäftlichen Alltag bei den in Hanau ansässigen Atomfirmen. Das ergab am Donnerstag die Vernehmung eines ehemaligen technischen Mitarbeiters von Transnuklear vor dem Untersuchungsausschuß des hessischen Landtags. Als Zeuge berichtete der 42jährige Diplomingenieur Hans-Günther Knackstedt, er selbst habe an der Beschaffung solcher Zuwendungen im Wert von ein bis zwei Millionen Mark auf Anweisung der Geschäftsleitung mitgewirkt.

Der Zeuge verglich die Wünsche von Kunden nach Sachgeschenken mit den Anforderungen an einen „Gemischtwarenladen“. Aus eigener Kenntnis wisse er, daß Geschäftspartner von Transnuklear vom Taschenrechner und Eierkocher über Querflöten bis hin zum Webstuhl und zum „Sonderfahrgestell“ die merkwürdigsten Zuwendungen angefordert hätten. Ähnlich sei die Praxis bei Nukem gewesen. Knackstedt berichtete von großzügigen Bewirtungsspesen bis zu 14.000 Mark und von einem Fall, in dem einem Kunden eine Flugreise im Privatjet nach Südfrankreich vermittelt wurde.

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