: Salmonellenflut jetzt vor Juist
Krankheitserreger jetzt auch vor Juist und den Stränden von Norddeich und Neßmersiel nachgewiesen / Surf- und Badeverbot erlassen / Möwendreck-Theorie als Ursachenerklärung verworfen ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Das Gesundheitsamt in Aurich hat gestern das bisher auf Norderney geltende Badeverbot auf die Insel Juist und die den beiden Inseln gegenüberliegenden Strände des Festlands ausgeweitet. Nach neuen Funden von Salmonellen im Nordseewasser wurden die gesamte Insel Juist, der Strand und das Surf-Gebiet von Norddeich und der Strand von Neßmersiel gesperrt. Nach Aussage des Leiters des Gesundheitsamtes in Aurich, Hans Hermann Briese, wurden in jeweils einer vor diesen Stränden gezogenen Meerwasserprobe Salmonellen nachgewiesen. Auch der Badebetrieb auf der Insel Norderney bleibt weiterhin untersagt. Nachdem man in der vergangenen Woche dort in zahlreichen Wasserproben keine Salmonellen mehr festgestellt hatte, wies das Staatliche Medizinaluntersuchungsamt Aurich am Montag auch in einer Probe aus Norderney erneut die Kranheitserreger nach. Ein Sprecher der „Aktionskonferenz Nordsee“ in Bremen, wies inzwischen darauf hin, daß das Auftreten von Salmonellen geradezu als Indikator für eine hohe allgemeine Verschmutzung eines Gewässers gelte.
Über die Herkunft der Erreger, die beim Menschen Darmkrankheiten wie Brechdurchfall oder Paratyphus verursachen, streiten die Experten immer noch. Nach Angaben des Sozialministeriums in Hannover kann die Verseuchung vor allem durch Kläranlagen und durch Fäkalien von Fahrgastschiffen verursacht sein. Die meisten Touristendampfer „entsorgen“ die Scheiße ihrer Millionen Gäste ungeklärt in der Nähe der Küste. Außerdem würde die Keimbelastung des Wassers durch die Witterung gerade gegen Ende des Sommers und den damit verbundenen geringen Wasseraustausch begünstigt, sagte der Sprecher des Sozialministeriums gestern. Davon, daß die Salmonellen zufällig durch Möwendreck in die Wasserproben geraten seien, spreche inzwischen niemand mehr. Auch die fünf Kläranlagen, die sich in dem vom Badeverbot betroffenen Gebiet befinden, sind inzwischen untersucht worden. Man habe dabei nichts festellen können, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes in Aurich. Morgen nachmittag wird sich im Sozialministerium eine „Expertenrunde“ aus Vertretern des Bundesgesundheitsamtes und einer Reihe niedersächsischer Behörden und Ministerien zusammensetzen, um über Ursachen und mögliche Gegenmaßnahman zu beraten.
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