piwik no script img

Meinungsforschung zum Nulltarif

■ betr.:Telefonumfrage zum Ausländerwahlrecht

Meinungsforschung zum Nulltarif per Telefonaktion. Das ist der neuste journalistische Gag einer Lokalzeitung. Nachdem die Regierenden in ihrer Haltung wegen Nichtzuschaltung der Satellitenprogramme im Bremer Raum durch die Telefonantworten gerügt worden waren, nahm dieselbe Zeitung letzte Woche das Ausländerwahlrecht aufs Korn.

Das Ergebniss der Telefonaktion war schockierend für die Zeitung: Rund 84% der Anrufer waren dagegen. Man mußte erst bei einem Psychologen Rat holen, der bescheinigte, daß das Ergebnis repräsentativ ist.

Dann kamen die verlegenen Erläuterungen, daß dieses Recht in vielen demokratischen Ländern schon lange üblich ist; langatmig auf einen Anrufer eingehend, daß man wohl die Türken in der Nachbarschaft nicht ausschließen dürfte, peinlich, peinlich.....

Was nun? Entweder muß sich die Zeitung zu diesem Ergebnis mit unterstützenden Erläuterungen des Psychologen bekennen und schnell mit Nachhilfeunterricht über Demokratie und Menschenrechte für ihre Leser beginnen oder zugeben, daß sie mit diesem journalistischen Ausrutscher Rechtsradikalen Gehör verschafft hat.

Dr.T.Miski, Sprecher der Stadtteilzeitung Dayanisma , Mitglied „Ein Mensch, eine Stimme

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen