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Let the good times roll!

■ Heute startet das Festival WOMEN IN (E)MOTION in der Schauburg: Sensationen, gewidmet der Rolle von Frauen in der afroamerikanischen Musik

Fünf Konzerte und einen Vortragsabend umfaßt das Festival, das der Rolle von Frauen in der afroamerikanischen Musik gewidmet ist. Wild Women Shout The Blues ist der programmatische Titel einer Hommage an Bessie Smith, der „Kaiserin“ des Blues. Ihr soll stellvertretend für die vielen Bluessängerinnen, die in den 20er Jahren diese Musik populär machten, und wieder in Vergessenheit geraten sind, Reverenz erwiesen werden. Die Musikerinnen Jeanne Caroll, Amina Claudine Myers und Dorothy Donegan werden mit ihren Trios ihren jeweils

eigenen Zugang zur „Kaiserin“ musikalisch erläutern.

Heute und Donnerstag, 15.9., 20 Uhr, Schauburg:

Jeanne Carroll, 1931 in Mississippi geboren, aber ab 1941 in Chicago aufgewachsen, spielt Gitarre, Klavier und singt. Sie tritt seit ihrem 15. Lebensjahr auf, wechselte schon früh vom Gospel zum Blues und ist heute eine populäre Blues -Interpretin der Chicagoer Szene. Sie wird begleitet von dem „All Woman Trio“.

Amina Claudine Myers lebte und arbeitete in den 60er und 70er Jahren ebenfalls in Chicago, gehörte dort der Kaderschmiede des zeitgenössischen Jazz an, der AACM, aus der u.a. Anthony Braxton, das „Art Ensemble of Chicago“ und die Gruppe „Air“ hervorgingen. Auch sie kommt ursprünglich vom Gospel. Amina Claudine Myers spielt Klavir, Organ und singt. Sie tritt zusammen mit Jerome Harris (Baß) und Reggie Nicholson (Drums) auf.

Dorothy Donegan schließlich ist die gefeierte Jazzpianistin, die in ihrer Musik die Ursprünge des Jazz im Gospel und Blues betont, und deren Bühnenshow sich durch sehr publikumsbezogenes Entertainment auszeichnet. 1924 in der Chicagoer Southside geboren, wuchs sie mit dem Blues auf. Ihr Repertoire reicht bis zur Klassik, der Weg zur klassischen Pianistin blieb ihr allerdings durch die damaligen Rassenschranken verschlossen. Ihr späterer Lehrer war Art Tatum, selbst einer der größten Jazzpianisten. Glaubt man seiner Kritik und den ihren Äußerungen, dann war er sehr beeindruckt von ihrer kraftvollen Spielweise.

Freitag, 16.9., 20 Uhr, Stadtwaage:

Ein Vortrag über Frauen im Jazz und Blues. Unter dem Titel Shouters and Wailers kommentiert die New Yorkerin Rosetta Reitz (in englisch) Filmausschnitte, Teile von Fernsehshows, mit Aufnahmen von Bessie Smith, Ida Cox, Billie Holiday u.a.

Sonntag, 18.9., 20.30 Uhr im Dix‘ (ehemals Dixieland):

Am Sonntag hämmert und röhrt Koko Taylor mit ihrer Gruppe Blues Machine. Koko Taylor gilt als einer der energiegeladensten Rhythm'n Blues-Acts. Sie ist die heutige „Queen of Blues“.

Dienstag, 20.9., 20 Uhr, Sparkasse am Brill:

Weiter gehts am Dienstag mit zwei weißen Blues -Interpretinnen Jo Ann Kelly und Rory Block. Die Britin Jo Ann Kelly spielt seit ihrem 18. Lebensjahr Blues. Mitte der 60er Jahre, während des kurzen Blues-Revival in Großbritanien, trat sie u.a. mit Eric Clapton und den Yardbirds auf; Canned Heat wollten sie zum Bandmitglied machen. Ihre Partnerin

am Dienstag, Rory Block ist US-Amerikanerin und gehört ebenfalls zu den kompetentesten weißen Bluessängerinnen.

Dienstag, 27.9., 20 Uhr, Unser Lieben Frauen Kirche:

Den Abschluß des Festivals bildet ein Gospel-Konzert unter dem beziehungsvollen Titel Shout Sister Shout. Albertina Walker und die Meta Four werden die altehrwüdige Kirche zum swingen bringen. Albertina Walker arbeitete u.a. mit Mahalia Jackson zusammen und produziert eine eigene Gospel-Radio -Sendung. Das Vokalquartett Meta Four sind die Solistinnen des Christ Universal Temple Ensemble. Frau Walker und die Meta Four kommen ebenfalls aus Chicago.

Fast schon könnte das Festival den Untertitel „Chicagos Rolle in der schwarzen Musik“ tragen, angesichts der Verbundenheit der meisten Künstlerinnen mit dieser Stadt. Also: „Let The Good Times Roll!“

Arnaud

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