DER INTIMITÄT ZULIEBE

■ Musik für zwei Traversflöten im Friedenauer Kammerkonzert

Neben dem inzwischen zum Alltag gewordenen und zudem doppelten (E88 und Festwochen) Berliner Festspielrummel geben sich die Friedenauer Kammerkonzerte nach wie vor bescheiden und unspektakulär.

Im intimen Ambiente ihrer Räumlichkeiten fand am Montag ein Abend mit Querflötenkammermusik statt. Johann Sebastian Bachs Triosonate sowie Kammermusik seiner Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuell und Joseph Haydns Londoner Trio in G-Dur standen, eine Entwicklung der Kammermusik der Zeit andeutend, auf dem Programm. Der Hang zur Konzentration auf den Augenblick tritt in dieser Musik, vor allem in der Interpretation auf historischem Instrumentarium, zutage. Daß das klangliche, momentane Erleben in dieser historisierenden Interpretation eine andere Dimension erhält als die für unsere, an den Traditionen des 19.Jahrhunderts geschulten Ohren, bekannte, förderten die vier Musiker überzeugend zutage.

C.Ph.E.Bachs Trio in E-Dur setzt auf dramatische Akzente; individuell gefärbte Harmonik und spannend aufeinander bezogenes Spiel der beiden Flöten bestimmen das Stück. Zierlich hier Manfredo Zimmermanns Traversoton, der gegen den eher vollen Klang Christopher Huntgeburths stand. Beide Musiker nunancierten in der Farbgebung ihres Tones, so daß der Kontrast vom ersten zum zweiten Satz eine einleuchtende klangliche Äquivalenz erhielt. (Am Cello: Katharina Maechler, am Cembalo: Rolf Junghanns)

Das flott musizierte Trio W.F.Bachs ergießt sich in zeittypischer „Galanterie“ und erreicht die kompositorische Intensität des zuvor gespielten Duetts für zwei Flöten ohne Baß nicht.

Das e-moll Duett hingegen war ein Höhepunkt: Das, quasi vom Boden (Baß) gelöste Schweben zweier Traversos, deren vermeintliche - zumindest heutzutage so empfundene Schwächen (insgesamt zu leise/unausgeprägte dynamische Möglichkeiten) so als Stärken erlebt werden konnten; als Eintauchen in unbekannte (und eben leisere, allerdings differenziertere) Klangwelten.

Die Intimität - das „Zurückgehaltene“ bei verstärktem Ausdruck - faszinierten und ließen den Abend zu einem „nicht alltäglichen“ Ereignis aufsteigen.

Anno Mungen