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Wenn alles zu spät ist

Sorgloser Umgang mit PCB und anderen Giften  ■ K O M M E N T A R

Natürlich bringt uns das bißchen PCB aus der Deckenlampe nicht sofort um. Niemand wird nachweisen können, daß die giftgefüllten Leuchtstoffröhren-Kondensatoren ein Kindergarten-Kind, einen Altenheim-Bewohner, einen Krankenhauspatienten durch Krebs umgebracht haben. Niemand wird den Gesundheitssenator wegen fahrlässiger Tötung vor den Kadi bringen können. Weil Fink und seine Behörde das wissen, verhalten sie sich auch in diesem Falle sorglos, unverantwortlich und fahrlässig.

1986 ist PCB aus guten Gründen in der Bundesrepublik verboten worden; Ende 1988 erst kümmert sich der Senat um diesen Anwendungsbereich von PCB, aber erst nachdem in der Provinz, in Bielefeld und Marburg, entschlossen und im Interesse vorsorgenden Gesundheitsschutzes gehandelt worden ist: Dort werden ruckzuck die gefährlichen Kondensatoren ausgetauscht - sicherheitshalber. In Berlin weiß die Behörde, der wir unsere Gesundheit anvertraut haben, bis heute nicht mal über das Ausmaß der Gefährdung Bescheid. Hier muß das Gift („achten Sie auf die Gelbfärbung der Lampe!“) erst den Schulkindern aufs Pausenbrot tropfen, bis der Hausmeister den defekten Kondensator ersetzt. Es tröstet wenig zu wissen, daß die Verantwortlichen mit uns allen in einem Boot sitzen: Auch für die Beschichtung von Durchschlagpapieren, mit denen in den Verwaltungsbüros die Unbedenklichkeitsbescheide für PCB vervielfältigt werden, wurde dieser krebserregende Stoff verwendet.

(Siehe Bericht auf Seite 18)

Thomas Rogalla

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