: Betreuter Garten
■ Kleinwerkstättenkonzept für Behinderte
„Ein einmaliges Projekt in der Bundesrepublik“ hat gestern der Senator für Jugend und Soziales, der stellvertretende Bürgermeister Henning Scherf in einem Gartenbaubetrieb am Osterdeich vorgestellt. Für psychisch Behinderte sollen hier betreute Arbeitsplätze entstehen.
Im Jahre 1980 hat der Senat eine umfassende Reform der psychatrischen Versorgung in Bremen beschlossen, und damit auch die Schließung der Klinik Kloster Blankenburg. Geistig und psychisch Behinderte sollen in den normalen Lebensalltag eingegliedert werden. Von den ehemals 300 Patienten der Klinik Kloster Blankenburg - 60 Kilometer von Bremen entfernt - leben inzwischen über 150 in den Stadtmauern.
Als einen „wichtigen Baustein dieses Konzepts“ sieht Henning Scherf, daß neben Wohngemeinschaften und dezentraler Betreuung auch behindertengerechte Arbeitsplätze angeboten werden, um die Integration zu erleichtern. Die „Werkstatt Bremen“, die Arbeitsmöglichkeiten für Behinderte organisiert, hat ein Konzept mit sieben Kleinwerkstätten für psychisch Behinderte und zwei Modellvorhaben für geistig Behinderte entwickelt. Für 5,6 Millionen Mark Einrichtungskosten - 1,94 Millionen hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bewilligt - wurden insgesamt 168 Arbeitsplätze geschaffen. Die Betriebskosten tragen das Sozialamt und die Werkstatt Bremen.
Seit März 1987 arbeiten Geistigbehinderte mit Nichtbehinderten in der Nordddeutschen Steingutfabrik unter einem Dach. Außerdem wird schon in einer Druckerei, einem Schreibladen und einer Nähwerkstatt gearbeitet. Es sollen eine weitere Nähwerkstatt, zwei Fahrradläden, eine Werkstatt für geistig Behinderte und der Gartenbaubetrieb am Osterdeich entstehen.
Hannelore Stöver, Leiterin der Werkstatt Bremen: „Gerade die Gartenarbeit hat einen annerkannt hohen therapeutischen Wert.“ Die Gärtnerei wurde ihrem Besitzer Hermann Silber für einen „Freundschaftspreis“ abgehandelt. Silber ist mit seinem Betrieb nach Ottersberg umgezogen und hat sich dort vergrößert. Jetzt werden am Osterdeich - nachdem der Betrieb schon fünf Jahre lang stillgelegen hat - wieder Blumen und sämtliche Treibgemüsearten in biologischem Anbau gezogen: Tomaten, Paprika, Radieschen, Kohlrabi. Auch ein Abnehmer für Blumen und Gemüse steht schon bereit: Die gewerkschaftseigene Supermarktkette „Coop“ kauft die Produkte zu marktüblichen Preisen.
Roswitha Bünjer
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