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Sportfest hinter Gittern

■ Am Sportfest im Tegeler Knast durfte nur ein Teil der Gefangenen teilnehmen / Kartoffelsuppe mit Würstchen und Rhönradturnerinnen erfreuten die Teilnehmer

Als das Orchester der BVG gestern mittag zum Auftakt für das Sportfest im Tegeler Knast blies, war nicht nur der Himmel über dem Fußballfeld düster. War die schlechte Stimmung auf den Platz vorrangig der Tatsache zuzuschreiben, daß die Rentnerband wohl mehr dem Geschmack der Beamten als dem der Gefangenen entsprach, so herrschte in den Zellen der angrenzenden Häuser aus ganz anderem Grund dicke Luft: 900 von 1.200 Gefangenen waren „stinksauer“ darüber, daß sie weder an dem Fest teilnehmen noch ihrer normalen Tätigkeit nachgehen durften. Ihr Ausschluß wurde von einem Mitarbeiter der Anstalt gegenüber der taz damit begründet, daß sie keiner Sportgruppe angehörten. Demgegenüber wußte ein Teilnehmer des Festes zu berichten, daß aus seinem Haus „mindestens neun Sportler, darunter der Mannschaftskapitän einer Fußballgruppe“, nicht zugelassen worden waren.

Das Programm, das unter anderem Fußball-Wettkämpfe und eine Rhönraddemonstration von Turnerinnen vorsah, wurde von einem Mitarbeiter von Radio 100,6 moderiert. Doch die seichte Schamoni-Betonfunkmanier des bemühten Gute-Laune-Verbreitens - angeblich gratis - bewirkte eher das Gegenteil. Mehr Zustimmung fand da schon das Essen. Nachdem es den „freitäglichen ungenießbaren Fisch“ schon am Mittwoch gegeben hatte (ein Gefangener), wurde gestern für alle Kartoffelsuppe „ausnahmsweise mit Würstchen“ ausgeteilt. Der Auftritt der Rhönradturnerinnen „etwas fürs Auge“ (100,6) kam natürlich besonders gut an. „Echt ästhetisch mal ein paar Frauen zu sehen“, fand ein Gefangener und erinnerte sich offensichtlich mit Schaudern an die „Anstalts -Hausbürotanten, die immer gleich denken, man will sie anmachen“.

(Ausführlicher Bericht am Montag auf der Sportseite)

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