: Protest gegen fast alles
■ Auf dem Jugendtag '88 im Tempodrom ging es hoch her / Kein Thema, gegen das nicht protestiert werden konnte / Abends gab's dann Rock gegen den IWF
Bunt, laut und lustig ging es am Samstag auf der Straße rund um das Tempodrom zu. Zum Jugendtag '88 hatten der Sozialistische Jugendverband (SJV) Karl Liebknecht und der Aktionsbund Demokratischer Sozialisten (ADS) ein pralles Programm mit Konzerten und Diskussionen organisiert, um gegen Neonazis, Ausländerfeinde und die IWF/Weltbanktagung zu protestieren. An rund 150 Ständen lockten zahlreiche politische Gruppen dieser Stadt sowie ausländische Gäste aus vier Kontinenten mit einer Fülle von Informationen Tausende von Besuchern an.
Garantiert asbestfrei soll die Schule 2000 sein, forderten Jugendliche im Zentrum Schule, eines von fünf Schwerpunktbereichen auf dem Festgelände. Auf Plakaten hatten die SchülerInnen ihre Wünsche und Vorstellungen für einen besseren Unterricht zusammengestellt. Mehr Lehrer wollen sie, Klassenräume, in denen ihre Gesundheit nicht gefährdet ist, und kritische Lernstunden mit Umweltatlanten und antifaschistischen Schulbüchern.
Über die Profite aus Südamerikageschäften von Großkonzernen wie AEG und Daimler Benz gab es Infos im Zentrum Arbeit, wo als Höhepunkt ein alter Benz, umgespritzt in den Farben des ANC, verlost wurde. „Weg mit dem Paragraph 218“, forderten Frauengruppen, und „Wie gefährlich ist der Polizist mit dem Colt nach 72Stunden Dienst?“, fragte man sich im Kiez -Zentrum. Im internationalen Bereich überwogen Solidaritätsaktionen gegen IWF und Weltbank.
Clowns und Spiele für Kinder, Kultur und Kulinarisches für Erwachsene, auf fünf Bühnen boten Musik- und Tanzgruppen den ganzen Nachmittag ein vollgestopftes Unterhaltungsprogramm. Und wer von den ganzen Angeboten noch nicht erschlagen war, der konnte sich abends beim großen Soli-Konzert mit Rio Reiser, den „Elefanten“, „Stoppock“ und anderen fetzigen Gruppen bei Anti-IWF-Laune halten.
an
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen