Akademisch, aber gut

■ Vier adrette junge Herren, auch „Quasimodo“ genannt, gaben ein solides DACAPO-Konzert am Sonntagabend

Bei dem Namen hätte man eigentlich eine rothaarige, südländische Schönheit am Saxophon und einen buckligen Schlagzeuger mit entstelltem Gesicht erwarten können - statt dessen standen da vier adrette junge Herren auf der Bühne, die so gepflegt musizierten, wie sie aussahen. Aber dies blieb auch die einzige Enttäuschung an diesem Abend; die Musiker freuten sich über den guten Bösendorfer-Flügel, und spielten in einer ruhigen, nahezu besinnlichen Atmosphäre klassischen Jazz.

Die vier Musiker aus Münster sind Dozenten, Jazzpädagogen oder Lehrer an ihrem Instrument, und etwas durchgehend Akademisches ist auch in ihrer Musik zu spüren. Im Programm waren Stücke aus verschiedenen Zeiten und Stilen des Jazz: Von Tadd Dameron aus der zweiten Hälfte der vierziger Jahre über Charlie Parker, Thelonious Monk und Horace Silver bis zu Musikern der achziger Jahre wie John Scofield. Dabei klangen die älteren Standards genauso frisch und unverbraucht wie die Eigenkompositionen, die meist vom Pianisten Peter Kräubig stammten. Die Musiker sahen sich quasi jedes Stück von allen Seiten an und machten sich ihren eigenen Reim darauf. Dabei spielten sie vielleicht ein bißchen zu solide, zu sehr darauf bedacht, alles richtig zu machen, um wirklich aufregend zu klingen, aber ihre Interpretation blieb immer interessant, und die einzelnen Stücke waren einfallsreich arrangiert. Zum Teil wurden sie auch überraschend kurz gespielt: prägnante statements in wenigen Chorussen. Das Arrangement war genauso wichtig wie die solistische Interpretation.

Beim Pianisten Peter Kräubig kann man noch hören, daß er von

der klassischen Klaviermusik herkommt, besonders sein Anschlag läßt auch die „dreckigen“ Blue Notes sehr zivilisiert klingen. Sein vielseitiges Spiel erinnert oft an weiße, eher lyrisch spielende Pianisten wie Bill Evans. Wolfgang Bleibel am Alt-und Sopran-Saxophon spielte ebenfalls sehr wandlungsfähig; angelehnt an die verschiedenen Stile der gegebenen Komposition. Die großen Vorbilder waren auch hier herauszuhören - bei einem Bebopklassiker klang Charlie Parker deutlich durch, und bei den moderneren Stücken auf dem Soprano wurde man öfters an Dave Liebman erinnert - ohne daß Bleibel jemals nur kopiert oder seinen eigenen Ton verloren hätte. Dieter Otto zupfte den Bass und Benedikt Bönninger war auf einem leisen, fast geschmeidig gespielten Schlagzeug zu hören, das die Basis bildete für den gediegenen, nicht aufregenden aber durchweg angenehmen Grundton des Konzertes.

Willy Taub