Hamburg denkt nicht an MBB-Pool mit Bremen

■ In der SPD-Diskussion taucht immer wieder „Bündelung norddeutscher Interessen“ auf / Gespräch der Landesvorsitzenden ohne Ergebnis / In Hamburg verwaltet die FDP die MBB-Anteile: „Keine Notwendigkeit, sich öfentlich zu äußern“

In der SPD-Diskussion um die Möglichkeiten Bremens, auf das Flugzeug-und Rüstungsunternehmen Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) auch nach dem Einstieg von Daimler Benz Einfluß auch im Aufsichtsrat beizubehalten, spielt die „Bündelung norddeutscher Interessen“ eine

große Rolle. Während die 10 Prozent bremischer Anteile derzeit in einer Beteiligungsgesellschaft zusammen mit den Anteilen von Allianz und Bosch gehalten werden, hat Hamburg seine 18,22 Prozent Anteile in einer Bayerisch-Hamburgischen Beteiligungsgesellschaft eingebracht.

Mit 28,22 Prozent Anteilen hätten aber Bremen und Hamburg zusammen sogar das für eine Sperrminorität.

Während Bürgermeister Klaus Wedemeier schon vor Wochen darauf hingewiesen hat, daß gerade zwischen Hamburg und Bremen bezüglich MBB Grund zur Konkurrenz besteht, haben SPD -Gremien und zuletzt der Unterbezirk West auf die nordeutsche Karte gesetzt. In der dort verabschiedenten Erklärung heißt es: „Entgegen den Bestrebungen der Bundesregierung, die Länderanteile in einem solchen Unternehmen (MBB, d. Red.) zu verringern und damit deren Einflußmöglichkeiten zurückzudrängen, hält die UB -Delegiertenkonferenz es ... für notwendig, die bestehende bremische Beteiligung in einer Bündelung norddeutscher Interessen auf der Ebene einer Sperrminorität zu sichern...“ Bremische Interessen sollen „vordringlich“ vertreten werden, heißt es: „Sicherung der vorhandenen Arbeitsplätze durch Umsteuerung auf zivile Produktion.“

Damit hatten die Delegierten nicht nur die Frage, was vordringlich ist, wenn es militärische Aufträge winken, wegformuliert. Sie hatten es auch unterlassen, den Landesvorsitzenden Brückner nach seinem Gespräch mit der Hamburger Landesvorsitzenden Traute Müller zu fragen. Brückner nämlich hatte vor Wochen diese Bündelung gegenüber Hamburg angeregt und um ein Gespräch am Rande des Parteitages in Münster gebeten. Müller er

klärte nun, „nur kurz“ sei die Frage angesprochen worden. Die Fusion und ihre Folgen sei, so der Parteisprecher, „noch nicht Gegenstand von Beratungen“ der Hamburger SPD-Spitze gewesen. Der Hamburger Bürgermeister hat zwar vor Wochen einmal „Bedenken angemeldet“ aber eine „Haltung des Senats“ zur Fusion gebe es nicht, erklärte der Hamburger Senats -Pressesprecher. Und das hat einsichtige

Gründe. So hofft Hamburg, aus dem Interessen-Pool mit bayerischen Anteilen für sich selber Vorteile zu ziehen.

Vor allem aber werden die Interessen und Anteile Hamburgs vom dortigen Wirtschaftsressort verwaltet, und das ist mit einem FDP-Senator besetzt. Treibende Kraft der Daimler-MBB -Fusion ist in Bonn dieselbe FDP und ihr Wirtschaftssenator Bangemann. Wie steht die Hamburger Wirt

schaftsbehörde zu den Fusions-Verhandlungen zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und Daimler? Würde sich Hamburg an einer Kapitalerhöhung beteiligen, um seine Anteile zu erhalten? Ist für Hamburg eine Beteiligungs-Gesellschaft mit Bremen denkbar? Die Sprecherin des FDP-Wirtschaftssenators in Hamburg sieht zum Thema MBB „keine Notwendigkeit, sich öffentlich zu äußern“.

K.W.