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Opulente Ästhetik

■ Ein junger Komponist aus Bremerhaven

Eine kleine Sensation bietet das Städtische Orchester in Bremerhaven als Auftakt der neuen Konzert-Saison. Das 1. Sinfoniekonzert beginnt mit neuester Musik eines jungen Komponisten aus Bremerhaven. „Frisco“ nennt der 26jährige Thomas Becker sein 11-Minuten-Werk in einem Satz, das 1987 vom Orchester der Kölner Musikhochschule uraufgeführt wurde. Becker, der seit 5 Jahren in Köln bei Mauricio Kagel Komposition studiert, ist kein wilder Neutöner. Er verbindet den spätromantischen Schmelz der Jahrhundertwende mit der amerikanischen Moderne seit Charles Ives. „Frisco“ ist ein Gruß von Kontinent zu Kontinent, vielleicht auch eine Reminiszenz an die bewegten 60er Jahre. Das vom Orchester unter der Leitung von Leo Plettner excellent gebotene Klanggewebe will unabhängige musikalische Linien nebeneinander hörbar machen. Ein Nebeneinander, zu dem Becker durch eine Erzählung von Ives angeregt wurde: Als Jugendlicher habe er auf einem Turm gestanden und verfolgt, wie sich von vier Seiten gleichzeitig Musikkapellen näherten und wieder entfernten. Wie verwirklicht Becker diese Idee? „Frisco“ ist eine Klangcollage ohne thematische Arbeit im traditionellen Sinn. Übereinandergelegt werden verschiedene Metren, statische Klangschichten der Streicher, Stakkato -Töne der Holzbläser, rhythmische Akzentuierungen durch den Schlagzeugapparat. Ganz gleich, ob „Frisco“ über den Tag hinaus bestehen kann oder nicht -, daß ein städtisches Orchester sich mit einem noch nicht vom Goldrand des Klassikers geadelten Sohn der Stadt auseinandersetzt, ist mutig, und ein kleiner Wink, was Kultur in der Hafenstadt bedeuten kann: Sich offen zeigen für Neues.

hh

Heute abend zum letzten Mal, im Stadttheater BHV, 20 Uhr

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