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Giftgas gegen Kurden?

■ Irak in außenpolitischer Bedrängnis

Das irakische Regime Saddam Husseins steht unter Druck. Der Vorwurf des US-Senats, irakische Truppen hätten Giftgas gegen die Kurden im eigenen Land eingesetzt, droht Bagdad außenpolitisch zu isolieren und am Verhandlungstisch in Genf in die Defensive zu drängen. Mit großem propagandistischem Aufwand versucht das Regime Husseins, den Vorwurf zu entkräften. Erstmals seit Jahren werden ausländische Journalisten in die betroffenen Gebiete geflogen, nimmt die Armee es in Kauf, der Weltöffentlichkeit ihre Politik der verbrannten Erde in Kurdistan zu offenbaren. Angesichts der Zerstörungen in Irakisch-Kurdistan drängt sich die Frage auf, warum alle Welt ausschließlich daran interessiert ist, ob für die Entvölkerung der kurdischen Gebiete auch C-Waffen eingesetzt worden sind.

Daß die Motive der USA dabei nicht der reinen Menschenfreundlichkeit entspringen, wird in Bagdad wohl zu Recht behauptet. Schließlich bot sich mit diesem Vorstoß eine gute Gelegenheit, die amerikanischen Beziehungen zu Iran zu verbessern und das Gleichgewicht zwischen den Verhandlungspartnern in Genf besser auszutarieren. Nicht von der Hand zu weisen ist auch das Argument, daß Israel und damit die jüdische Wählerschaft in den USA es dankbar zur Kenntnis nimmt, daß Israels Politik in den besetzten Gebieten durch den Giftgasvorwurf gegen den Irak aus den Schlagzeilen gedrängt wird. Den Kurden jedenfalls nutzt die amerikanische Politik nichts mehr.Ihre Dörfer sind - mit oder ohne Giftgas - zerstört; von ihrem Traum von einem eigenen Staat, redet auch in Washington niemand. Es scheint, daß das Schicksal dieses Volkes wieder einmal auch von den USA nur benutzt wird, um die eigenen Interessen in der Region besser durchsetzen zu können.

Jürgen Gottschlich

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