: Schlimmer als Hollywood
■ betr.:Bericht „Möwen sterben an Robben“, taz vom 17.9.88
Hollywood's cleverste Horrofilmer werden von der Wirklichkeit eingeholt: Waldsterben - Tiersterben - Ozonloch - es ist wie ein Alptraum, aus dem man nicht mehr erwacht, und an dessen Ende (auch ohne Atomkrieg) der Mensch stehen wird. Doch wem sage ich das? Jede/r weiß es, doch viele wollen es immer noch nicht wahrhaben. Die politische Verantwortlichen zum Beispiel, die uns kürzlich noch einreden wollten, man könne beruhigt in der Nordsee baden und trotzdem noch „ein wenig Giftmüll entsorgen“, auf Autobahnen rasen und die Luft auch weiterhin mit Industrieabgasen verpesten, diese Politiker legen unglaublich hohes Maß an Ignoranz, Zynismus und Verantwortunglslosigkeit an den Tag! Wann wird uns „Umwelt„ Minister Töpfer mit einer Schwimmvorführung in der Nordsee verarschen.
Es besteht die Gefahr, daß wir uns damit abzufinden beginnen, daß wir in eine Art resignativer Endzeitstimmung verfallen, und daß wir uns bald nicht mehr aufraffen können zu einem mächtigen Massenprotest. Ein paar Schiffsblockaden, Mahnkreuze und Menschenketten reichen - so medienwirksam sie auch sind - beiweitem noch nicht aus. Notwendig wären druckvolle Aktionen vor den Toren der Verursacher, Protestbriefe an die Bremer Landeswregierung oder die Abgeordneten des Bundestages, sowie Unterschriftendammlungen an die Adresse der Bundesregierung. All dies wären machbare, weil in der Friedensbewegung letztlich erfolgreich praktizierte Formen des Widerstandes. Dazu müßten sich alle alternativ Bewegungen, Organisationen und Parteien zusammenschalten und gemeinsame Handlungskonzeptionen erarbeiten.
Wieland von Hodenberg.
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