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Wer hat Angst vor'm Stalin-Archiv?

■ UdSSR will Stalin-Archive für die DKP öffnen Brisantes Geschenk zum 20.DKP-Geburtstag

Berlin (taz) - Ein unverhofftes Geburtstagsgeschenk der Sowjetunion zum 20.Geburtstag der DKP sorgt für Unruhe in der Partei: Die KPdSU hat angeboten, die Parteiarchive der Stalinzeit zu öffnen, um so das Schicksal von ermordeten deutschen Kommunisten zu erforschen. Von den 1.500 deutschen Kommunisten, die den Zweiten Weltkrieg in Moskau verbrachten, kehrten lediglich 700 mit der Gruppe Ulbricht zurück. Der Rest wurde vermutlich umgebracht.

Das Angebot, das die KPdSU ihren sozialistischen Brüdern in der BRD macht, ist auch deshalb brisant, weil die Akten enthüllen könnten, wer von den später in Spitzenpositionen aufgestiegenen GenossInnen dem stalinistischen Mordapparat zur Hand ging. Bekanntgemacht hat das KPdSU-Angebot der DKP -Parteivorsitzende Herbert Mies auf der letzten Parteivorstandssitzung Anfang September. „Es versteht sich von selbst, daß wir dieses Angebot aufgreifen und in Gemeinsamkeit mit den beiden anderen deutschen Kommunistischen Parteien, der SED und der SEW, wie auch eigenständig nutzen werden“, erklärte Mies.

Aber genau dieses Interesse an Aufklärung wird von Teilen der Partei bezweifelt. Denn nicht nur um die Zeiten im Moskauer Exil geht es in den Dokumenten, sondern auch um die Nachkriegszeit, in der Funktionäre in der DDR ihre Position, Freiheit und teilweise ihr Leben verloren. Die Führungsspitze der DKP hat ihre Karriere sämtlichst in den stalinistisch geprägten Anfangsjahren in der DDR begonnen.

Der Verweis auf ein gemeinsames Vorgehen mit der SED wird deshalb als elegante Ablehnung des Vorschlags verstanden. „Ich habe nichts gegen Gemeinsamkeit, aber das darf keine Vertagung auf den Sankt Nimmerleinstag bedeuten“, drückt Vorstandsmitglied und Kritiker der jetzigen Führungsspitze, Peter Schütt, Fortsetzung Seite

Situation der DK

zum 20.Geburtstag siehe Seite

seine Zweifel aus. In der Düsseldorfer DKP-Zentrale wird dies strikt zurückgewiesen. Die DKP „ist an einer schnellen und gründlichen Aufarbeitung interessiert“, erklärte ein Sprecher. Und natürlich werde man auch den „eigenen direkten Weg zu den Moskauer Freunden gehen“, ohne Umweg über die DDR. Ob es Ergebnisse noch vor dem Parteitag im Januar 1989 geben wird? Das hinge vor allem von den Moskauern ab: schließlich müsse man erst einmal Termine mit denen machen.

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